Databac

Deutscher Film.

Publié le 06/12/2021

Extrait du document

Ci-dessous un extrait traitant le sujet : Deutscher Film.. Ce document contient 3417 mots. Pour le télécharger en entier, envoyez-nous un de vos documents grâce à notre système d’échange gratuit de ressources numériques ou achetez-le pour la modique somme d’un euro symbolique. Cette aide totalement rédigée en format pdf sera utile aux lycéens ou étudiants ayant un devoir à réaliser ou une leçon à approfondir en : Echange
Deutscher Film.
1

EINLEITUNG

Deutscher Film, Geschichte des Films in Deutschland.
Einen ersten Höhepunkt erreichte der deutsche Film mit Robert Wienes expressionistischem Film Das Kabinet des Dr. Caligari (1919), der stilbildend wirkte für die zwanziger
Jahre, die durch Meisterregisseure wie Friedrich Wilhelm Murnau, Ernst Lubitsch und Fritz Lang geprägt wurden. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten erlitt die
Filmkunst in Deutschland einen Bruch, denn die renommiertesten deutschen Filmemacher emigrierten und setzten im Ausland, vor allem in Hollywood, ihre Karriere fort.
Nach dem 2. Weltkrieg gab es nur wenige Filme, die sich ernsthaft mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzten. Der deutsche Film der fünfziger Jahre wurde
bestimmt durch eskapistische Heimatfilme und belanglose Unterhaltungsfilme. Erst mit dem Neuen deutschen Film setzte eine Gegenbewegung ein, die von Regisseuren wie
Alexander Kluge, Werner Herzog, Rainer Werner Fassbinder, Werner Schroeter, Volker Schlöndorff, Wim Wenders und Edgar Reitz angeführt wurde. Nach dem Ende dieser
Strömung zu Beginn der achtziger Jahre folgte eine Phase, in der der deutsche Film in erster Linie mit Beziehungskomödien kommerzielle Erfolge vorweisen konnte.

2

STUMMFILM

Die erste Filmvorführung der Welt fand am 1. November 1895 im Berliner Wintergarten statt und umfasste acht Szenen mit einer Gesamtdauer von 15 Minuten. Der Streifen
wurde produziert von den Gebrüdern Skladanowsky, die einen Projektionsapparat (Bioskop) entwickelt hatten, der dem der Gebrüder Lumière jedoch technisch unterlegen
war. Die erste Filmvorführung der Lumières folgte erst knapp zwei Monate später. Aufgrund seiner technischen Überlegenheit setzte sich der Lumière'sche Kinetograph
schon bald durch. Mit der Erfindung des Malteserkreuzgetriebes verbesserte der Deutsche Oskar Meßter die gebräuchlichen Apparate entscheidend und wurde damit der
erste deutsche Filmpionier. Meßter gründete eine eigene Produktionsfirma und hatte bis 1897 bereits mehr als 80 Filme veröffentlicht. Während zunächst nur Szenen aus
dem Alltag entstanden, wurden gegen Ende des Jahrhunderts zunehmend auch kurze Streifen mit einer Spielhandlung gedreht. Meßter nahm Henny Porten, den ersten
deutschen Filmstar, unter Vertrag, und er war auch der Erste, der eine Wochenschau etablierte. 1917 wurde Meßters Firma Teil der Ufa.
Bereits in der Frühzeit des Stummfilms vor dem 1. Weltkrieg konnte der Film in Deutschland ein beachtliches Produktionsvolumen vorweisen, international war er jedoch
kaum von Bedeutung. Indessen entstanden künstlerisch bemerkenswerte Filme, bevorzugt poetisch-phantastischer Stilrichtung. Häufig wurde dabei auf Vorlagen der
romantischen oder zeitgenössischen literarischen Phantastik zurückgegriffen. Zu den ersten deutschen Spielfilmen gehören Urban Gads Der fremde Vogel (1911) mit Asta
Nielsen in der weiblichen Hauptrolle und Max Macks Der Andere (1913). Paul Wegener, der wie viele Filmregisseure der Anfangszeit ursprünglich vom Theater kam und
einer der populärsten Bühnenschauspieler seiner Zeit war, schuf mit Der Student von Prag (1913) und Der Golem (1914, nach dem Roman von Gustav Meyrink) zwei
Meisterwerke dieses Typs.
Auch Ernst Lubitsch und Friedrich Wilhelm Murnau machten sich bei ihrer Regiearbeit die Erfahrungen zunutze, die sie als Mitarbeiter an Max Reinhardts Deutschem Theater
gewonnen hatten. Lubitsch nahm darüber hinaus Anregungen des amerikanischen Films auf und erwies sich in der Folge als ungemein vielseitig. Neben ästhetischen
Experimenten wie Die Puppe (1919) und historischen Ausstattungsfilmen (Madame Dubarry, 1920; Das Weib des Pharao, 1921) waren es vor allem die leichthändig
inszenierten Komödien, die seinen Ruf begründeten. Lubitsch integrierte Elemente der Operette und entwickelte mit Die Austernprinzessin (1919) und Die Bergkatze (1921)
einen neuen, publikumswirksamen Filmtyp. Neben Henny Porten und der Dänin Asta Nielsen avancierte Pola Negri, meist in der Rolle des Vamp, zu den hervorragenden
Darstellerinnen des deutschen Films. Zwischen 1913 und 1919 verzehnfachte sich die Zahl der deutschen Produktionen. Von großem Einfluss auf die Formensprache des
Films in den zwanziger Jahren war die Kunstrichtung des Expressionismus, die auch die damalige Aufführungspraxis der Berliner Bühnen prägte. Das extremste und zugleich
bekannteste Beispiel ist Das Kabinet des Dr. Caligari (1919) von Robert Wiene. Das Thema der psychischen Anomalien wird hier neben exzessiver Mimik und eigenwilliger
Kameraführung besonders durch die Zerrperspektiven der Kulissen eindrucksvoll präsentiert. Mit Conrad Veidt, Werner Krauss und Lil Dagover wirkten dort zugleich drei der
prominentesten Darsteller des deutschen Stummfilms mit. Caligari war zwar nicht im engeren Sinn stilbildend, doch wiesen zahlreiche Filme der Zeit Parallelen zu seiner
Bildersprache auf, allen voran die Werke Murnaus und Langs.
Lang brachte mit seiner Adaption des Nibelungen-Stoffes (Siegfried, 1922; Kriemhilds Rache, 1924) das erste bedeutende deutsche Leinwandepos heraus und brillierte auf
dem Feld des atmosphärisch dichten Gangsterfilms (Dr. Mabuse, der Spieler, 2 Teile 1921/22). Bahnbrechend hinsichtlich der Tricktechnik und der filmischen Präsentation
modernen Maschinenwesens wurde die Zukunftsvision Metropolis (1926), die seinerzeit technisch und finanziell aufwendigste deutsche Filmproduktion. Murnaus
Meisterwerk war der Vampirfilm Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens (1922, nach Motiven des Romans Dracula von Bram Stoker). Murnau kleidete das unheimliche
Geschehen der literarischen Vorlage in beklemmend expressive Bilder und setzte damit Maßstäbe für den phantastischen Film der ganzen Epoche. Vorbildlich in Erzählweise
und schauspielerischer Darstellung wirkten auch seine Filme mit Emil Jannings in den Hauptrollen: Der letzte Mann (1924), Tartüff (1926) und Faust (1926).
Ab Mitte der zwanziger Jahre entstand eine ganze Reihe von Filmen, die sich mit aktuellen sozialen Problemen auseinandersetzten. Regisseure wie G. W. Pabst verbanden
im Genre des ,,Gossenfilms" melodramatisches Geschehen und soziales Engagement. Einige Filme dieser Provenienz wurden zu Klassikern des Stummfilms, wie Die
freudlose Gasse (1925, mit Greta Garbo), der im Prostituiertenmilieu spielte. Mit Louise Brooks in der Hauptrolle drehte Pabst 1929 Die Büchse der Pandora (nach dem
Stück von Frank Wedekind) und Tagebuch einer Verlorenen. Weitere Filme dieser so genannten Neuen Sachlichkeit sind Gerhard Lamprechts Die Verrufenen (1925) und Die
Unehelichen (1926), Leo Mittlers Jenseits der Straße (1929), Berthold Viertels Die Abenteuer eines Zehnmarkscheines (1926), Walther Ruttmanns Berlin - Die Sinfonie einer
Großstadt (1927) und Menschen am Sonntag (1929) von Robert Siodmak und Edgar Ulmer.
Obwohl Deutschland eine ganze Reihe profilierter Regisseure aufwies, zeichnete sich Ende der zwanziger Jahre, wie auch im französischen Film und britischen Film, ein
Trend zur ,,Amerikanisierung" ab: Zunehmend gelangten amerikanische Produktionen in die Kinos und wirkten sich prägend auf die Machart einheimischer Filme aus. Die
bedeutendste Institution des deutschen Films war die Universum Film AG (Ufa), ein 1917 gegründeter Zusammenschluss verschiedener Filmunternehmen. Ihre Studios in
Potsdam-Babelsberg waren die seinerzeit größten und technisch bestausgestatteten der Welt. Enorme Kosten für Filme wie Murnaus Der letzte Mann und Faust oder Langs
Metropolis zwangen die Ufa allerdings zum Zusammenschluss mit den deutschen Abteilungen von Paramount und MGM. Später übernahm der konservative Medienmagnat
Alfred Hugenberg die Ufa, womit der Weg zur Verstaatlichung der Gesellschaft und der Gleichschaltung des Filmschaffens unter der nationalsozialistischen Herrschaft bereits
in Ansätzen vorgezeichnet war.

3

FRÜHER TONFILM

Viele der prominenten Stummfilmregisseure setzten auch unter den neuen Bedingungen des Tonfilms erfolgreich ihre Karriere fort. Die Verfilmung des Heinrich-MannRomans Professor Unrat (1905) unter dem Titel Der Blaue Engel (1930, mit Marlene Dietrich und Emil Jannings) von Josef von Sternberg wurde der erste bedeutende
Tonfilm in Deutschland. Wie Fritz Langs im selben Jahr entstandener Kriminalfilm M (1931, mit Peter Lorre) ist er zu den zeitlosen Meisterwerken des deutschen Films zu
rechnen. Als weitere bedeutende Produktionen des frühen deutschen Tonfilms gelten Pabsts Westfront 1918 (1930), Kameradschaft (1931), Leontine Sagans Mädchen in
Uniform (1931), Berlin - Alexanderplatz (1931) nach Alfred Döblin mit Heinrich George in der Rolle des Franz Biberkopf, Kuhle Wampe (1932) unter Mitwirkung von Bertolt
Brecht. Ludwig Bergers Ich bei Tag und du bei Nacht (1932) und Max Ophüls' Liebelei (1932) machten mit wachsender Perfektion von den Möglichkeiten des neuen Mediums
Gebrauch. Musikfilme wie Der Kongreß tanzt (1931) kamen in Mode und bedienten sich aus dem reichen Fundus der deutschen und österreichischen Operettentradition. Luis
Trenker drehte Berge in Flammen (1931) und Der Rebell (1932).
Diese Blütezeit endete mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933. Ein regelrechter Exodus der Filmschaffenden setzte ein, die aufgrund ihrer jüdischen
Abstammung oder ihrer politischen Couleur um ihre berufliche oder gar leibliche Existenz bangen mussten. Die Verstaatlichung der Ufa und die allumfassende Kontrolle des

Kulturlebens durch die Reichskulturkammer unter ihrem Präsidenten Joseph Goebbels bewirkten zudem eine Gleichschaltung des Filmwesens. Weder der personelle Aderlass
noch die politische Disziplinierung wirkten sich indessen spürbar auf die Produktivität aus. Dies hing zum großen Teil mit der Unterstützung des Mediums durch die
Machthaber zusammen. Einerseits war ein eigenständiger deutscher Unterhaltungsfilm erwünscht, zum anderen wurde der Film in den Dienst der Parteiideologie gestellt.
Goebbels war auch hier in seiner Eigenschaft als Minister für Volksaufklärung und Propaganda federführend und verstand es, prominente Künstler wie Jannings zur Mitarbeit
in der Reichsfilmkammer zu bewegen.
Im Bereich der Filmkomödie entstanden durchaus niveauvolle Produktionen, wie Die Feuerzangenbowle (1944) mit Heinz Rühmann, der mit Hans Albers und Theo Lingen zu
den Kassenmagneten der dreißiger und vierziger Jahre avancierte. Bereits 1933 wurden Filme hergestellt, die die nationalsozialistische Ideologie transportierten, z. B.
Hitlerjunge Quex. Musterbeispiele des Propagandafilms waren die Werke Leni Riefenstahls, vor allem ihre Dokumentation des Nürnberger Parteitages 1935 (Triumph des
Willens). Aber auch ihr Zweiteiler über die Olympischen Spiele 1936 in Berlin stand deutlich im Zeichen der Glorifizierung des Gastgeberlandes ( Fest der Völker, 1936; Fest
der Schönheit, 1938). Diese unmittelbare propagandistische Ausrichtung blieb jedoch weitgehend auf Wochenschau und Dokumentarfilm beschränkt, wie in der
antisemitischen Pseudodokumentation Der Ewige Jude (1940). In Spielfilmen trat die ideologische Stoßrichtung dezenter in Erscheinung. So wurde die Judenthematik in Veit
Harlans Jud Süß (1940) in historischem Gewand aufbereitet, ebenso die im Kontext des 2. Weltkrieges relevante Durchhaltethematik ( Kolberg, ebenfalls von Veit Harlan,
1943/45). Ein unrühmliches Beispiel solcher Perfidie war auch Ich klage an! (1941), eine vordergründig ausgewogene Auseinandersetzung mit dem Problem der Euthanasie.
Sogar unter dem wachsamen Auge der Reichsfilmkammer gab es indessen Regisseure, die sich ideologisch nicht vereinnahmen ließen und in gewissem Maß passiven
Widerstand leisteten, wie Helmut Käutner.
Im Übrigen entstanden selbst unter den problematischen Konditionen des Dritten Reiches einige Glanzstücke des deutschen Films, wie Amphitryon (1935) oder La Habanera
(1937). Eine wichtige Neuerung der Zeit war das Agfacolor-Verfahren für die Farb-Filmtechnik, das z. B. in Münchhausen (1943, mit Hans Albers) zum Einsatz kam. Das
Drehbuch schrieb mit Sondergenehmigung der als ,,Zersetzungsliterat" verfemte Erich Kästner. Bemerkenswert sind auch Luis Trenkers Der verlorene Sohn (1934) und der
Kaiser von Kalifornien (1936). Die Gesamtproduktion im Dritten Reich belief sich auf circa 1 100 Filme.

4

NACHKRIEGSFILM UND FÜNFZIGER JAHRE

Der Wiederaufbau der deutschen Filmwirtschaft nach 1945 vollzog sich relativ schnell, trotz der Zerstörungen durch den Krieg und der Aufteilung des Landes in die alliierten
Besatzungszonen. Im Westen entstanden verschiedene kleinere Firmen, in der DDR wurde die ehemalige Ufa als staatliche Gesellschaft (DEFA) weitergeführt. Einige
Regisseure der Vorkriegsgeneration, unter ihnen Helmut Käutner, konnten an ihre früheren Erfolge anknüpfen ( In jenen Tagen, 1947; Film ohne Titel, 1948; Der Apfel ist
ab!, 1949). Unmittelbar nach Kriegsende wurden zahlreiche ,,Trümmerfilme" gedreht, die jedoch keine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus
versuchten. Dazu gehören z. B. Zwischen gestern und morgen (1947) von Harald Braun, Morituri (1947) von Eugen York und Liebe 47 (1947) von Wolfgang Liebeneiner
nach Wolfgang Borcherts Theaterstück Draußen vor der Tür.
Einer der wenigen deutschen Filme, die sich mit der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigten, war Der Verlorene (1951), die einzige Regiearbeit Peter Lorres, der 1949 aus
Hollywood nach Deutschland zurückgekehrt war. Der Film stieß jedoch auf wenig Resonanz, und Lorre ging 1953 wieder in die USA. Ansonsten wurde der deutsche Film des
folgenden Jahrzehnts vom Genre der leichten Komödien, Musik- und Heimatfilme beherrscht. Als Stars etablierten sich zu dieser Zeit u. a. Romy Schneider, Maria Schell,
Hildegard Knef, Ruth Leuwerik, Lieselotte Pulver, Curd Jürgens, Dieter Borsche, O. W. Fischer und später Horst Buchholz. Bereits bekannte Schauspieler wie Heinz
Rühmann, Hans Albers und Willy Birgel setzten ihre Karriere erfolgreich fort. Der Kinderstar Christine Kaufmann rührte das Publikum mit ihren Rollen in einer ganzen Reihe
von Heimatfilmen.
Als Ausnahmen, abseits von der überwältigenden Fülle des anspruchslosen Unterhaltungsfilms, sind hervorzuheben Max Ophüls' Lola Montez (1955), Robert Siodmaks
Nachts, wenn der Teufel kam (1957) sowie Wolfgang Staudtes Rose Berndt (1956) und Rosen für den Staatsanwalt (1959). Georg Dressler leitete mit Die Halbstarken
(1956) und Endstation Liebe (1957) einen Trend ein. Parallel zur Nouvelle Vague in Frankreich trat Ende der fünfziger Jahre eine neue Generation von Regisseuren mit
künstlerisch ambitionierten Filmen auf den Plan. So ging Rolf Thiele in Das Mädchen Rosemarie (1958) auf kritische Distanz zum ,,Wirtschaftswunder" und experimentierte
mit ungewohnten Kameraperspektiven. Kurt Hoffmann drehte mit Wir Wunderkinder (1958) einen Film, der eine ironische Bestandsaufnahme des Deutschlands der
Nachkriegszeit liefert. Ende der fünfziger Jahre thematisierte Bernhard Wicki mit Die Brücke (1959) die Zeit des Dritten Reiches.

5

NEUER DEUTSCHER FILM

Die Trends des Unterhaltungsfilms der fünfziger Jahre wurden in den sechziger Jahren fortgesetzt. Neben Schlagerfilmen entstand eine ganze Reihe von Edgar-Wallace- und
Karl-May-Verfilmungen. Als Reaktion darauf traten junge Filmemacher auf den Plan, die eine neue Filmästhetik entwickelten und mit ambitionierten Werken dem
bestehenden kommerziellen Film den Kampf ansagten. Vorrangig zur Förderung von Nachwuchsregisseuren wurde 1965 das ,,Kuratorium Junger Deutscher Film" gegründet,
und 1966 trat die ,,Oberhausener Gruppe" mit dem Slogan ,,Opas Kino ist tot!" und eigenen Werken an die Öffentlichkeit, die ihre Auffassung eines zeitgemäßen Films
repräsentierten: Alexander Kluges Abschied von gestern (1966), Ulrich Schamonis Es (1966) und Volker Schlöndorffs Musil-Verfilmung Der junge Törless (1966). Die
weitere Entwicklung dieser Regisseursgeneration stand weitgehend im Zeichen der gesellschaftskritischen Studentenbewegung und der damit einhergehenden Politisierung
der Kunst. Besonders deutlich wurde dieser Zusammenhang nochmals 1977 in dem Film Deutschland im Herbst, einer Koproduktion von Fassbinder, Kluge und anderen, die
sich mit der aktuellen Problematik des RAF-Terrorismus und des politischen Klimas in der Bundesrepublik auseinandersetzte. Zugleich demonstrierte auch dieser Film die
individuellen Ausprägungen des jungen deutschen Films.
Kluge zeichnete sich durch einen sperrig-intellektuellen Gestus und prägnante politische Stellungnahmen aus ( Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos, 1968;
Gelegenheitsarbeit einer Sklavin, 1973). Werner Herzog tendierte dagegen zu introvertierten psychologischen Studien, wie seiner feinfühligen Annäherung an die Welt der
Taubblinden, Land des Schweigens und der Dunkelheit (1971) und dem Kaspar-Hauser-Porträt Jeder für sich und Gott gegen alle (1974). Große Beachtung fand sein
Remake von Murnaus Nosferatu (1978) mit Klaus Kinski in der Hauptrolle. Ebenfalls mit Kinski drehte Herzog die exotischen Abenteuerfilme Aguirre, der Zorn Gottes (1972)
und Fitzcarraldo (1981) sowie die Büchner-Verfilmung Woyzeck (1979). Der vielleicht bedeutendste, auch produktivste Regisseur des Neuen deutschen Films ist Rainer
Werner Fassbinder. Er realisierte die meisten seiner Filme mit Schauspielern des von ihm gegründeten ,,antitheaters" (u. a. Hanna Schygulla und Irm Hermann). Häufig
stehen Frauenschicksale im Mittelpunkt, so in Die bitteren Tränen der Petra von Kant (1972), Martha (1973), Angst essen Seele auf (1974) oder Die Sehnsucht der Veronika
Voss (1982). Mehrfach thematisierte er auch die jüngere deutsche Geschichte (Die Ehe der Maria Braun, 1978; Lili Marleen, 1980; Lola, 1981) und machte durch
eigenwillige Literaturverfilmungen auf sich aufmerksam, so mit Fontane Briest (1974), vor allem aber mit der 13-teiligen Fernsehserie Berlin Alexanderplatz nach dem
Roman von Alfred Döblin (1980).
Zu den Mitbegründern des ,,Filmverlags der Autoren" zählte neben Fassbinder auch Wim Wenders. Wenders zeigt sich von jeher fasziniert vom Mythos USA und dem
amerikanischen Film, dessen Muster er mit unverwechselbarer persönlicher Handschrift reflektiert, wie in den Roadmovies Im Lauf der Zeit (1975) und Paris, Texas (1984)
oder dem Psychothriller Der amerikanische Freund (1976). Des Öfteren stehen auch die Konditionen des Filmschaffens selber im Mittelpunkt ( Nick's Film - Lightning over
water, 1980; Der Stand der Dinge, 1982; Lisbon Story, 1995). Mit Werner Schroeter trat Ende der sechziger Jahre ein interessanter Vertreter des Avantgarde-Films auf den
Plan. Schroeter begann 1968 mit kürzeren 8- bzw. 16-Millimeter-Filmen, 1969 entstand mit Eika Katappa der erste längere Film. Die Filme der frühen und mittleren Phase
(in der Hauptrolle meist Magdalena Montezuma) setzen sich zusammen aus melodramatischen Bruchstücken, die mit Opern- oder Schlagermusik unterlegt sind, z. B. Der
Tod der Maria Malibran (1971), Willow Springs (1973) und Der schwarze Engel (1974). Später entstanden auch Spielfilme traditionellerer Machart wie Neapolitanische
Geschwister (1978) und Palermo oder Wolfsburg (1980).
Weitere wichtige Vertreter des Neuen deutschen Films sind u. a.: May Spils (Zur Sache Schätzchen, 1967; Nicht fummeln, Liebling, 1969; Wehe, wenn Schwarzenbeck

kommt, 1977), Hans Jürgen Syberberg (Ludwig - Requiem für einen jungfräulichen König, 1972; Karl May, 1974; Hitler, ein Film aus Deutschland, 1976), Robert van
Ackeren (Blondie's Number One, 1971; Harlis, 1972; Der letzte Schrei, 1975), Reinhard Hauff (Die Verrohung des Franz Blum, 1974; Messer im Kopf, 1978), Bernhard
Sinkel und Alf Brustellin (Lina Braake, 1974; Berlinger, 1975; Der Mädchenkrieg, 1977), Margarete von Trotta (Das zweite Erwachen der Christa Klages, 1977; Die bleierne
Zeit, 1981), Hark Bohm (Tschetan, der Indianerjunge, 1972; Nordsee ist Mordsee, 1975; Moritz, lieber Moritz, 1977), Niklaus Schilling (Nachtschatten, 1971; Die
Vertreibung aus dem Paradies, 1976; Rheingold, 1977), Rudolf Thome (Rote Sonne, 1969; Detektive, 1969; Berlin Chamissoplatz, 1980) und Edgar Reitz (Stunde Null,
1976; Der Schneider von Ulm, 1978).

6

ACHTZIGER UND NEUNZIGER JAHRE

In den achtziger Jahren verlor der deutsche Film durch Fassbinders frühen Tod (1982) seinen profiliertesten und produktivsten Regisseur, und insgesamt schwand der
Einfluss des Autorenfilms zugunsten aufwendiger, auf den internationalen Markt zugeschnittener Produktionen, wie Das Boot (1981) oder Die unendliche Geschichte (1984)
von Wolfgang Petersen. Wenders ist einer der wenigen seiner Generation, der mit intelligenten, poetischen Werken noch ein nennenswertes Echo erzielt ( Der Himmel über
Berlin, 1988; Bis ans Ende der Welt, 1991; In weiter Ferne, so nah!, 1993). Weltweites Renommee genießt der deutsche Kameramann Michael Ballhaus, der bei vielen
Fassbinder-Filmen die Kamera führte. Seine Virtuosität verleiht bedeutenden internationalen Produktionen das ästhetische Profil; so arbeitete er intensiv mit Martin
Scorsese, aber auch mit weiteren namhaften Regisseuren wie Paul Newman, Francis Ford Coppola und Robert Redford zusammen.
Auf ansprechendem Niveau bewegt sich seit der zweiten Hälfte der achtziger Jahre wieder die deutsche Filmkomödie. Den Beginn machte Doris Dörries Kassenschlager
Männer (1985). An diesen Erfolg konnte sie mit weiteren Filmen anknüpfen (Keiner liebt mich, 1995) und bekam Konkurrenz u. a. von Dani Levy (RobbyKallePaul, 1989),
Detlev Buck (Karniggels, 1991; Männerpension, 1996), Helmut Dietl (Schtonk, 1991; Rossini oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief, 1996) und Sönke Wortmann
(Kleine Haie, 1992; Der bewegte Mann, 1994). Dieser Komödienboom brachte eine Reihe junger deutscher Filmstars hervor, die seitdem das deutsche Kino prägen, so Katja
Riemann, Til Schweiger, Joachim Król, Jürgen Vogel, die Geschwister Meret und Ben Becker, Veronica Ferres, Maria Schrader und Heike Makatsch. Neben den an den
Kinokassen erfolgreichen Komödien konnten sich nur wenige Regisseure mit Filmen aus anderen Genres durchsetzen. Große Aufmerksamkeit erhielten Joseph Vilsmaier, der
nach dem Heimatfilm Herbstmilch (1989) mit aufwendigen Ausstattungsfilmen wie der Robert-Schneider-Verfilmung Schlafes Bruder (1995) und Comedian Harmonists
(1997) hervortrat, sowie Romuald Karmakar, der seit dem eindringlichen Kammerspiel Der Totmacher (1995, mit Götz George) zu den renommiertesten deutschen
Regisseuren zählt.

7

JÜNGSTE ENTWICKLUNGEN

1998 setzte Tom Tykwer, der im Jahr zuvor mit dem Liebesdrama Winterschläfer bereits große Aufmerksamkeit erregt hatte, mit seinem mehrfach ausgezeichneten Film
Lola rennt (mit Franka Potente und Moritz Bleibtreu in den Hauptrollen), in dem eine Geschichte durch einen kleinen Zufall drei unterschiedliche Wendungen nimmt, durch
schnelles Erzähltempo und kluge Regieeinfälle neue Impulse. In der Folge traten einige viel versprechende Talente einer jüngeren Generation deutscher Regisseure hervor,
die auch abseits von Mainstreamkomödien beachtliche Werke vorlegten, u. a. Hans-Christian Schmid, Andreas Dresen, Oskar Roehler, Christian Petzold und Oliver
Hirschbiegel: Schmid machte mit seinen präzise und einfühlsam inszenierten Filmen 23 - Nichts ist so, wie es scheint (1999), Crazy (2000), Lichter (2003) und Requiem
(2006) auf sich aufmerksam. Dresen erhielt für seine semidokumentarischen Arbeiten Nachtgestalten (1998), Die Polizistin (2000) und Halbe Treppe (2001) große
Anerkennung. Roehler schuf mit Die Unberührbare (2000) ein eindrucksvolles Psychogramm seiner Mutter, der Schriftstellerin Gisela Elsner, und hatte anschließend mit der
Michel-Houellebecq-Verfilmung Elementarteilchen (2005) großen Erfolg. Petzold erhielt großes Lob für einige hochkarätige Fernsehfilme sowie seine beiden ersten
Kinoproduktionen Die innere Sicherheit (2001) und Gespenster (2005). Kontrovers diskutiert wurden Hirschbiegels verstörendes Psychodrama Das Experiment (2001) und
sein Kammerspiel über die letzten Tage Adolf Hitlers im Führerbunker Der Untergang (2004, mit Bruno Ganz als Hitler). Der an den Kinokassen erfolgreichste deutsche Film
seit den neunziger Jahren war die Karl-May-Persiflage Der Schuh des Manitu (2002) von und mit Michael ,,Bully" Herbig. Großen internationalen Erfolg hatte indes die
Regisseurin Caroline Link, die bereits Mitte der neunziger Jahre mit Jenseits der Stille (1996) Aufmerksamkeit erregt hatte und für ihren Emigrantenfilm Nirgendwo in Afrika
(2002) mit einem Oscar für den besten ausländischen Film ausgezeichnet wurde. Weitere herausragende deutsche Filme seit der Jahrtausendwende sind Sandra Nettelbecks
Bella Martha (2002), Fatih Akins Gegen die Wand (2003), Stefan Krohmers Sie haben Knut (2003), Wolfgang Beckers Good Bye, Lenin! (2003), Marc Rothemunds Sophie
Scholl - Die letzten Tage (2004), Hans Weingartners Die fetten Jahre sind vorbei (2004), Hans Steinbichlers Winterreise (2006) und Florian Henckel von Donnersmarcks
Stasi-Drama Das Leben der Anderen (2006), das einen Oscar als bester ausländischer Film erhielt. Zu den Jungstars des deutschen Gegenwartsfilms zählen u. a. August
Diehl, Robert Stadlober, Daniel Brühl, Jessica Schwarz, Alexandra Maria Lara und Julia Jentsch.

Verfasst von:
Joachim Nagel
Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

↓↓↓ APERÇU DU DOCUMENT ↓↓↓

Liens utiles