Kreuzzüge
Publié le 06/12/2021
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Kreuzzüge
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EINLEITUNG
Kreuzzüge, im Besonderen die auf Initiative des Papsttums hin durchgeführten Kriegszüge der abendländischen Christenheit ab 1095 zur Befreiung Jerusalems und des
Heiligen Landes von der Herrschaft der ,,Ungläubigen", der Muslime; im Allgemeinen die von der katholischen Kirche veranlassten und unterstützten Kriege gegen
heidnische Völker und gegen Ketzer zur Christianisierung bzw. zur Wiederherstellung des katholischen Glaubens.
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HINTERGRUND
Anlass der Kreuzzüge in das Heilige Land war 1085 ein Hilferuf des byzantinischen Kaisers Alexios I. Komnenos an den Westen. Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts
bedrängten die muslimischen Seldschuken das Byzantinische Reich; 1071 hatten sie bei Manzikert in Anatolien das byzantinische Heer vernichtend geschlagen, 1077
Jerusalem, die bedeutendste Stätte der Christenheit, erobert und 1085 Antiochia. Das Byzantinische Reich konnte dem Druck der Türken kaum mehr standhalten und bat
daher den abendländischen Westen um Hilfe für die morgenländischen Christen gegen den gemeinsamen Gegner, die ,,ungläubigen" Muslime.
Am 27. November 1095 rief Papst Urban II. auf einem Konzil in Clermont-Ferrand vor hauptsächlich französischen Klerikern und Laien zum Kreuzzug auf. Als dessen
vordringliches Ziel nannte er zunächst die Hilfe für die christliche Kirche des Ostens; die Befreiung Jerusalems und des Heiligen Landes machte dann die Öffentlichkeit
während der folgenden Monate zum konkret greifbaren Ziel des Kreuzzugs. Ein weiteres, wenn auch nicht explizit formuliertes Ziel, das die päpstliche Politik während der
gesamten Kreuzzüge nachhaltig bestimmte, war die Hoffnung des Papsttums, durch die Hilfe des Westens für die Christen des Ostens eine Wiedervereinigung der Ost- mit
der Westkirche - die beiden Kirchen waren seit dem Schisma von 1054 gespalten - unter dem Primat Roms in die Wege leiten zu können.
Die Beweggründe der abendländischen Christen, sich den Strapazen des kostspieligen und ungewissen Abenteuers Kreuzzug zu unterziehen, waren vielschichtig. Das
Grundmotiv bei allen Kreuzzügen war, wenn auch mit sehr unterschiedlicher Gewichtung, religiöser Natur: Zum einen lockte eine meist recht indifferente eschatologische
Hoffnung auf Erlösung in Jerusalem, der himmlischen Stadt, wobei jedoch kaum zwischen himmlischem und weltlichem Jerusalem unterschieden wurde. Zum anderen hatte
Urban II. den Kreuzzugsteilnehmern die Tilgung ihrer Sündenschuld in Aussicht gestellt. Dazu kamen demographische und ökonomische Gründe: Bevölkerungszuwachs und
Missernten hatten in Westeuropa das einfache Volk in großem Umfang verarmen lassen, die Aussichten, dass sich die wirtschaftliche Situation im eigenen Land entscheidend
verbessern würde, waren äußerst gering, die Verlockungen des himmlischen und des materiellen Lohnes im Heiligen Land umso größer. Ähnlich die Lage beim Adel: Hier
hatte sich aus wirtschaftlichen Gründen die Primogenitur durchgesetzt, d. h., die jüngeren Söhne wurden nicht mehr angemessen mit Gütern ausgestattet, und im relativ
dicht besiedelten Westeuropa hatten sie kaum Möglichkeiten, Besitz zu erwerben. Die Kreuzzüge boten ihnen nun die Chance, sich nicht nur im Kampf zu bewähren,
sondern auch materielle Güter zu erwerben oder sogar Herrschaften zu errichten. Die Chancen dafür standen gut, da das Byzantinische Reich auf einem Tiefpunkt seiner
Macht stand und zugleich unter den Muslimen selbst, die weite Teile des Byzantinischen Reiches unter ihre Herrschaft gebracht hatten, Konflikte aufzubrechen begannen, so
dass sie sich auf keine gemeinsamen Maßnahmen gegenüber den Christen mehr verständigen konnten. Eine willkommene und vom Papst und den abendländischen
Herrschern bei ihren Kreuzzugsaufrufen einkalkulierte Begleiterscheinung war die Eindämmung des überhand nehmenden Fehdewesens im Westen: In den Kreuzzügen
konnten die zu kurz gekommenen Adligen ein Ventil für ihre Ambitionen finden.
Bei den späteren Kreuzzügen überwogen sicherlich materielle Motive: Der 1. Kreuzzug hatte gezeigt, dass es möglich war, Besitz und Macht zu erwerben, und neue Anreize
geschaffen. Außerdem hatte die Eroberung des Heiligen Landes dem Handel neue Dimensionen eröffnet, weshalb sich bald auch Genua, Pisa und Venedig, die
bedeutendsten italienischen Handelsstädte, in den Kreuzzügen engagierten. Neben religiösen und wirtschaftlichen Motiven sind schließlich noch die politischen Ambitionen -
Machtzuwachs, Machterhalt, Ansehen, Durchsetzung gegenüber Rivalen - der Kreuzzugssführer bzw. derjenigen, die zu den Kreuzzügen aufriefen, als weitere, nicht zu
unterschätzende Triebkraft zu nennen.
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DER 1. KREUZZUG
Dem ersten ,,offiziellen" Kreuzzug voraus ging der so genannte ,,Kreuzug der Armen". Umherziehende Prediger, allen voran der Mönch Peter von Amiens, sammelten eine
bunt zusammengewürfelte, schlecht ausgerüstete Menge - Bauern, auch Frauen und Kinder, vor allem vom wirtschaftlich besonders gebeutelten Niederrhein - und brachen
Anfang 1096 in Richtung Jerusalem auf. Sie begannen ihren Kreuzzug gleich im eigenen Land mit Pogromen gegen Juden, die ,,Feinde Christi", und zogen dann plündernd
weiter donauabwärts durch Ungarn bis nach Byzanz. Diejenigen, die Kleinasien überhaupt erreichten, wurden dort von den Türken vernichtet.
Im August 1096 brachen reguläre Kreuzfahrerheere, vor allem französische und lothringische Ritter sowie Normannen aus Frankreich und Süditialien, Richtung
Konstantinopel auf. Die prominentesten ihrer Führer waren Bohemund, Gottfried von Bouillon, Raimund von Toulouse, Robert von Flandern und Balduin I. von Boulogne. In
Konstantinopel wurden die Kreuzritter von Kaiser Alexios I. Komnenos höflich, aber zurückhaltend empfangen. Der Kaiser hatte Söldner erwartet, die bereit waren, sich
seiner Führung zu unterstellen, doch es kamen selbständige und selbstbewusste Ritterheere. Alexios ließ die Kreuzritter erst weiterziehen, nachdem sie ihm den Lehnseid
geleistet hatten. Damit hatten sich die Kreuzritter gegenüber dem byzantinischen Kaiser verpflichtet, die Gebiete, die sie erobern würden, der Oberherrschaft des Kaisers zu
unterstellen. Dieser Lehnseid sollte bald zum Anlass ständiger Konflikte zwischen den Kreuzrittern und Byzanz werden.
3.1
Die Eroberung Kleinasiens, Antiochias und Edessas
Im Frühjahr 1097 zogen die Kreuzritter von Konstantinopel aus weiter. Im Mai 1097 griffen sie das von den Seldschuken besetzte Nicäa an, das sich im Juni ergab,
allerdings nicht den Kreuzrittern, sondern den Byzantinern. Kurz nach dem Fall der Stadt trafen die Kreuzritter bei Dorylaeum auf die seldschukische Hauptarmee und
schlugen sie am 1. Juli 1097 vernichtend. Auf ihrem Weitermarsch durch Kleinasien stießen die Kreuzritter nur noch auf geringen Widerstand. Nächstes bedeutendes Ziel
war Antiochia. Im Oktober 1097 begannen die Kreuzfahrer mit der Belagerung der Stadt, im Juni 1098 konnten sie sie schließlich einnehmen.
Bereits während ihres Zuges durch Kleinasien begannen die Führer der Kreuzzugsheere zunehmend ihre eigenen machtpolitischen Interessen zu verfolgen: Im Herbst 1097
hatte sich Balduin I. von Boulogne vom Hauptheer getrennt und war Richtung Osten gezogen, hatte Edessa in seine Gewalt gebracht und dort 1098 eine Grafschaft errichtet.
Nach der Eroberung Antiochias machte Bohemund I. die Stadt zum Mittelpunkt seines Fürstentums Antiochia, und Raimund von Toulouse begründete an der syrischen Küste
die Grafschaft Tripolis. Konflikte zwischen den Kreuzzugsführern blieben in der Folge nicht aus.
3.2
Die Eroberung Jerusalems
Ende November 1098 zog das Hauptheer der Kreuzritter von Antiochia aus weiter Richtung Jerusalem. Anfang Juni 1099 schlugen die Kreuzfahrer in Sichtweite der
Stadtmauern Jerusalems ihr Lager auf, eroberten nach vierwöchiger Belagerung am 15. Juli 1099 die Stadt und richteten unter der jüdischen und muslimischen Bevölkerung
ein grausames Blutbad an.
Eine Woche später wählten die Kreuzritter Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen, zum ,,Vogt des Heiligen Grabes"; den Titel eines Königs von Jerusalem hatte
Gottfried für sich noch abgelehnt. Wenig später, am 12. August 1099, besiegten die Kreuzritter unter Gottfrieds Führung bei Askalon ein muslimisches Heer. Bald darauf
kehrte ein Teil der Kreuzritter, soweit sie sich nicht schon in Edessa, Antiochia und Tripolis niedergelassen hatten, nach Europa zurück. Diejenigen, die im Heiligen Land
blieben, bauten in Jerusalem einen am westlichen Vorbild orientierten, vom Lehnswesen bestimmten Staat auf, das Königreich Jerusalem, und sicherten ihre Herrschaft über
das Heilige Land.
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DER 2. KREUZZUG
Der Erfolg des 1. Kreuzzuges war hauptsächlich auf Streitigkeiten unter den muslimischen Fürsten zurückzuführen und deren Unfähigkeit, sich auf ein geordnetes Vorgehen
gegen den gemeinsamen Gegner zu verständigen. Die Siege der Kreuzritter hatten die islamische Seite weiter geschwächt, so dass die Kreuzfahrer in den ersten
Jahrzehnten nach der Eroberung Jerusalems ihre Herrschaften relativ ungestört konsolidieren und ausbauen konnten. Allerdings kam es unter den Kreuzfahrerstaaten bald
zu Rivalitäten, Thronstreitigkeiten und Bruderkriegen, wodurch sie sich gegenseitig und als Gesamtheit schwächten, während sich gleichzeitig die Muslime zu einem
Gegenangriff sammelten. 1144 eroberten die Seldschuken Edessa; der zuerst gegründete Kreuzfahrerstaat war damit auch als Erster wieder untergegangen. Die anderen
Kreuzfahrerstaaten hatten Edessa keine nennenswerte Unterstützung gegen den muslimischen Angriff zukommen lassen.
Aber der Fall Edessas schreckte den Westen auf. 1145 rief Abt Bernhard von Clairvaux zum 2. Kreuzzug auf. König Ludwig VII. von Frankreich, der staufische König
Konrad III. und Roger II. von Sizilien folgten diesem Aufruf und machten sich im Frühsommer 1147 mit ihren Heeren Richtung Jerusalem auf. Konrads Truppen wurden
bereits bei Dorylaeum in Anatolien von den Seldschuken geschlagen, und ein Großteil der Soldaten und Pilger kehrte demoralisiert und verängstigt um. Von den
französischen Truppen erreichte 1148 ebenfalls nur ein kleiner Teil das Heilige Land, nachdem der Hauptteil unterwegs aufgerieben worden war. Zusammen mit König
Balduin III. von Jerusalem entschlossen sich Ludwig und Konrad im Juli zu einem Angriff auf Damaskus, der aber bald wegen völlig unzureichender Vorbereitung
abgebrochen werden musste. Im Frühjahr 1149 kehrten Konrad und Ludwig in ihre Heimat zurück.
Parallel zum 2. Kreuzzug unternahmen die norddeutschen Fürsten, allen voran die Sachsen unter der Führung Heinrichs des Löwen, einen von Papst Eugen III. ebenfalls als
Kreuzzug gebilligten Kriegszug gegen die heidnischen Wenden, den Wendenkreuzzug, der nur bedingt erfolgreich war; er entband aber die Norddeutschen von der
Teilnahme am Kreuzzug ins Heilige Land und trug so mit zur militärischen Schwäche der Kreuzzugsheere bei. Ein,,Nebenergebnis" des 2. Kreuzzugs war die Einnahme
Lissabons: König Alfons I. von Portugal eroberte 1147 zusammen mit einer Kreuzfahrerflotte die Stadt von den Mauren.
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SALADIN UND DER 3. KREUZZUG
Der Fehlschlag des 2. Kreuzzuges gab den muslimischen Fürsten weiteren Auftrieb. Saladin brachte 1171 Ägypten unter seine Herrschaft, anschließend Syrien und dehnte
danach seinen Einflussbereich bis nach Mosul und Aleppo aus. Im Mai 1187 fiel er im Königreich Jerusalem ein, besiegte am 4. Juli die Europäer auf dem Berg Hattin, nahm
die meisten Festungen der Kreuzritter im Königreich Jerusalem ein und am 2. Oktober 1187 schließlich auch die Stadt Jerusalem selbst. Als letzte ihrer großen Festungen
war den Kreuzrittern Tyrus geblieben.
Die Niederlage am Hattin und der Fall Jerusalems waren ein Schock für das christliche Abendland. Am 29. Oktober 1187 rief Papst Gregor VIII. in einer Enzyklika zum
3. Kreuzzug auf. Der Aufruf wurde emphatisch begrüßt, und die drei bedeutendsten europäischen Monarchen leisteten ihm 1189 Folge: Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der
französische König Philipp II. Augustus und der englische König Richard I. Löwenherz. Zusammengenommen stellten sie das größte Kreuzfahreraufgebot seit 1096, aber das
Ergebnis des Unternehmens war vergleichsweise mager. Friedrich nahm mit seinem deutschen Heer den Landweg; er ertrank 1190 beim Baden im Fluss Saleph an der
Südküste Kleinasiens, woraufhin der größte Teil seines Heeres entmutigt nach Deutschland zurückkehrte und nur wenige Kreuzritter ins Heilige Land weiterzogen. Philipp
und Richard kamen auf dem Seeweg ins Heilige Land. Nach langer Belagerung eroberten sie 1191 gemeinsam Akko, gerieten dann jedoch in Streit, woraufhin Philipp nach
Frankreich zurückkehrte und der Kreuzzug praktisch ergebnislos beendet wurde. Richard konnte Saladin in einem Waffenstillstand lediglich die Erlaubnis zu Pilgerbesuchen
in Jerusalem abringen; die Stadt selbst blieb in muslimischer Hand.
Eine gewisse Kontinuität im Heiligen Land stellten die mächtigen geistlichen Ritterorden sicher, die seit dem 1. Kreuzzug in Palästina entstanden waren. Sie waren in der
Regel aus geistlichen Bruderschaften hervorgegangen, die sich ursprünglich der Pflege und Versorgung von Pilgern und Kranken gewidmet hatten, und entwickelten sich
rasch zu gut organisierten, wohlhabenden und schlagkräftigen Orden, die zum Teil auch nach den Kreuzzügen noch eminente Bedeutung und Macht hatten. Die wichtigsten
waren der Templerorden (gegründet 1119), der Johanniterorden (1155) und der Deutsche Orden (1198).
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DIE SPÄTEREN KREUZZÜGE
Der 4. Kreuzzug (1202-1204), zu dem Papst Innozenz III. 1198 aufgerufen hatte, erreichte nie das Heilige Land, sondern wurde von Venedig bzw. dem venezianischen
Dogen Enrico Dandolo aus machtpolitischen Gründen nach Konstantinopel umgeleitet. Die Kreuzritter hatten sich, da sie Venedig den vereinbarten Betrag für die
Schiffspassage nicht zahlen konnten, gegen das ausdrückliche Verbot des Papstes von den Venezianern zu einem Angriff auf die dalmatinische Küstenstadt Zara überreden
lassen, sozusagen als Gegenleistung für die Überfahrt. Nach der Eroberung Zaras griffen die Kreuzritter auf Betreiben Venedigs in die byzantinischen Thronwirren ein,
nahmen Konstantinopel, plünderten und brandschatzten die Stadt - die meisten der geraubten Kunstschätze gelangten nach Venedig -, zerschlugen das Byzantinische Reich
und errichteten das Lateinische Kaiserreich, dessen erster Kaiser Balduin I. wurde. 1261 eroberte der byzantinische Kaiser Michael VIII. Palaiologos Konstantinopel zurück
und stellte das Byzantinische Reich wieder her.
Im Frühjahr 1212 brachen in Verkehrung des Kreuzzugsgedankens einige tausend Kinder, Angehörige niederer Stände und Arme vor allem vom Niederrhein und aus
Frankreich zum so genannten Kinderkreuzzug auf; die meisten kehrten wohl bereits in Genua oder Marseille wieder um, viele verschwanden spurlos, wurden wahrscheinlich
in die Sklaverei verkauft.
1219 hatte ein christliches Heer auf Initiative des Papstes den ägyptischen Seehafen Damiette im Nildelta eingenommen. In der Folge sollte Ägypten angegriffen und Kairo
erobert werden, um dann in Richtung Jerusalem vorzustoßen. Der Angriff auf Kairo musste jedoch abgebrochen werden, weil die versprochene Verstärkung durch Kaiser
Friedrich II. nicht eintraf. Im August 1221 mussten die Kreuzritter auch Damiette wieder aufgeben, und im September löste sich das Kreuzfahrerheer auf.
6.1
Friedrich II. und der 5. Kreuzzug
Der 5. Kreuzzug, zu dem Friedrich II. 1228 aufbrach, unterschied sich bereits im Ansatz von den früheren. Friedrich hatte schon 1215 ein Kreuzzugsgelübde abgelegt und es
1220 erneuert, seine Abreise jedoch aus innenpolitischen Gründen mehrmals verschoben. Als ihm Papst Gregor IX. schließlich mit Exkommunikation drohte, brach Friedrich
im August 1227 auf, kehrte jedoch nach wenigen Tagen wieder um, weil er krank geworden war. Erzürnt über diese neuerliche Verzögerung exkommunizierte der Papst den
Kaiser. Trotz des Bannes machte sich Friedrich im Juni 1228 noch einmal auf den Weg ins Heilige Land. In Akko angekommen, nahm er Verhandlungen mit dem ägyptischen
Sultan Al-Kamil auf und erreichte auf Verhandlungswege die friedliche Übergabe der christlichen Stätten Jerusalem, Nazareth und Bethlehem an das Königreich Jerusalem,
wobei den Muslimen der freie Zugang zu den ihnen heiligen Stätten garantiert wurde, und er erreichte einen zehnjährigen Waffenstillstand. 1229 krönte sich Friedrich, der
mit der Erbtochter des Königs von Jerusalem verheiratet war, selbst zum König von Jerusalem.
6.2
Die Kreuzzüge Ludwigs IX.
Den 6. Kreuzzug (1248-1254) organisierte und finanzierte König Ludwig IX., der Heilige, von Frankreich, nachdem die Muslime 1244 Jerusalem zurückerobert hatten. Ende
August 1248 segelte Ludwig nach Zypern ab, wo er den Winter über blieb. Am 5. Juni 1249 landete er in Ägypten und eroberte am folgenden Tag Damiette. Der Angriff auf
Kairo im Frühjahr 1250 endete jedoch mit einer Katastrophe: Im April 1250 musste Ludwig kapitulieren, geriet mit seinem gesamten Heer in Gefangenschaft und kam erst
gegen ein hohes Lösegeld und die Übergabe Damiettes wieder frei. Anfang Mai 1250 segelte er nach Akko ab und verbrachte die folgenden vier Jahre im Heiligen Land, wo
er die Verwaltung neu organisierte und Festungen neu bzw. wieder errichten und ausbauen ließ. Erst im Frühjahr 1254 kehrte er nach Frankreich zurück. Ludwigs Kreuzzug
war gescheitert; was blieb von seinem langen Aufenthalt im Heiligen Land, war das Interesse Frankreichs an Palästina.
Ludwig initiierte auch den 7. und letzten großen Kreuzzug (1270), dessen Ziel Tunis war. Der Kreuzzug endete abrupt mit dem Tod Ludwigs, der zusammen mit Teilen
seines Heeres im Sommer 1270 vor Tunis einer Seuche zum Opfer fiel.
Unterdessen gerieten die verbliebenen Kreuzfahrerbastionen in Syrien und Palästina unter zunehmenden Druck durch ägyptische Truppen und wurden nach und nach von
den ägyptischen Mamelucken erobert. Als letzte große Festung fiel Akko am 18. Mai 1291, woraufhin die europäischen Siedler zusammen mit den Templern und den
Johannitern auf Zypern Zuflucht suchten. Um 1306 setzten sich die Johanniter auf Rhodos durch, das sie praktisch als unabhängigen Staat und letzten Außenposten der
Kreuzritter im Mittelmeer behaupteten, bis es 1522 an die Osmanen fiel. 1571 kam auch Zypern, bislang unter venezianischer Herrschaft, an die Türken. Andere lateinische
Staaten, die im Zuge des 4. Kreuzzuges in Griechenland entstanden waren, hielten sich bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts.
7
DIE FOLGEN DER KREUZZÜGE
Der Untergang der Kreuzfahrerstaaten im Heiligen Land bedeutete zwar nicht das Ende der Kreuzzugsbewegung im christlichen Europa, doch das Echo auf neuerliche
Aufrufe zu Kreuzzügen ins Heilige Land war von nun an äußerst dürftig, und spätere Unternehmungen blieben erfolglos. Der Kreuzzugseifer richtete sich nun gegen
Ungläubige und Ketzer in der eigenen Umgebung, so z. B. gegen die heidnischen Litauer im Baltikum und die Mauren in Spanien. In Syrien und Palästina hatten zwei
Jahrhunderte der Kreuzzüge nur wenig Spuren hinterlassen; nur einige beeindruckende Burgen der Kreuzritter, wie Margat und Krak des Chevaliers im Westen Syriens, Krak
de Montréal in Jordanien und Montfort bei Haifa in Israel, blieben bestehen. Auch sonst war die Bilanz der Kreuzzüge eher negativ: Hunderttausende Menschen - Muslime
und Christen - kamen ums Leben, West- und Ostkirche blieben getrennt, und infolge der Kreuzzüge vertiefte sich die Kluft zwischen Christen und Muslimen. Andererseits
wirkte die Begegnung mit der muslimischen Welt auch befruchtend auf die kulturelle Entwicklung des Westens, und der expandierende Orienthandel zog einen
wirtschaftlichen Aufschwung nach sich, der vor allem den oberitalienischen Handelsstädten wie Venedig und Genua zugutekam.
Verfasst von:
Mechthild Weißer
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