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Karl Marx

Publié le 06/12/2021

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Karl Marx
1

EINLEITUNG

Karl Marx (1818-1883), deutscher Philosoph, Nationalökonom, Journalist und Publizist, Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus und theoretischer Kopf einer
sozialistischen Bewegung, deren Auswirkungen für das 20. Jahrhundert von entscheidender Bedeutung waren. Teilweise in Zusammenarbeit mit seinem Freund Friedrich
Engels verfasste Marx philosophische, politische und ökonomische Werke, die bei aller möglichen Kritik sicherlich mit zu den wichtigsten Schriften des 19. Jahrhunderts
gehören, vor allem im 20. Jahrhundert weltweit enormen Einfluss auf das politische Geschehen hatten und bis heute rezipiert werden.

2 LEBEN
2.1 Trier - Berlin - Köln
Karl Marx wurde am 5. Mai 1818 in Trier als Sohn des liberalen und wohlhabenden jüdischen Rechtsanwalts Heinrich Marx (1782-1838) und dessen Frau Henriette,
geborene Presburg, (1788-1863), geboren. Sowohl väterlicher- wie mütterlicherseits stammte die Familie Marx von Rabbinerfamilien ab. Um aufgrund der herrschenden
judenfeindlichen Gesetze seinen Beruf als Rechtsanwalt weiter ausüben zu können, trat Heinrich Marx kurz vor der Geburt seines Sohnes Karl zum Protestantismus über und
ließ sich taufen. Karl Marx wurde 1824 im Alter von sechs Jahren zusammen mit seinen sechs anderen Geschwistern getauft. Von 1830 bis 1835 besuchte Marx das Trierer
Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, und im Oktober 1835 zog Marx für ein Jahr nach Bonn, um an der dortigen Universität Jura zu studieren. In Bonn führte er zeittypisch ein
Jahr lang ein eher wüstes und ausschweifendes Studentenleben.
Im Oktober 1836 schrieb sich Marx in Berlin in die juristische Fakultät ein. Davor verbrachte er die Sommerferien zu Hause in Trier und verlobte sich heimlich mit Jenny von
Westphalen, der Tochter des angesehenen und wohlhabenden Regierungsrats Ludwig von Westphalen. Geheiratet hat Marx die Frau, mit der er sein ganzes Leben lang
zusammenbleiben sollte, nach einigen familiären Komplikationen allerdings erst 1843. Im Jahr 1838 starb ganz überraschend Marx' Vater, und Alleinerbin des Vermögens
wurde Marx' Mutter. Seinen Anteil am väterlichen Erbe erhielt er erst nach dem Tod der Mutter im Jahr 1863.
In der Studienzeit in Berlin verlagerte sich Marx' Interesse zusehends weg von der Jurisprudenz und hin zur Philosophie. Zu Beginn des Jahres 1837 las er zum ersten Mal
Schriften des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Im Sommer desselben Jahres kam Marx in Kontakt mit dem so genannten Doktorklub, einem Zirkel
junghegelianischer Dozenten und Literaten um Bruno Bauer. Ab diesem Zeitpunkt beschäftigte sich Marx intensiv mit der Philosophie Hegels.
Im Januar 1839 begann Marx mit den ersten Arbeiten zu seiner Dissertation über die Philosophie. 1841 reichte Marx seine Doktorarbeit mit dem Titel Differenz der
demokritischen und epikureischen Naturphilosophie ein, jedoch nicht in Berlin, sondern an der Universität Jena. Die Gründe für die Promotion in Jena sind in der veränderten
politischen Situation in Berlin zu suchen: Schelling war nach Berlin auf den alten Lehrstuhl von Hegel berufen worden; er sollte dort den Hegelianismus ausmerzen.
Zurück im Rheinland, schrieb Marx ab 1842 für die neu gegründete Kölner Rheinische Zeitung verschiedene Artikel z. B. über das Thema der Pressefreiheit. Er trat damit in
einen Berufsstand ein, dem er bis zu seinem Lebensende angehören sollte: Er wurde Publizist. Im Oktober 1842 übernahm er selbst die Leitung der Redaktion der
Rheinischen Zeitung. In seinen Artikeln befasste sich Marx mehr und mehr mit der konkreten ökonomischen Situation des sich soeben industrialisierenden Rheinlands. Weil
die Zeitung im April 1843 verboten werden sollte, legt Marx noch vor diesem Termin offiziell die Chefredaktion nieder. Nach der Veröffentlichung von Ludwig Feuerbachs
Schrift Vorläufige Thesen zur Reformation der Philosophie im März 1843 beschäftigte sich Marx erneut mit der Philosophie Hegels, diesmal jedoch in kritischer Absicht. Etwa
zur gleichen Zeit schlug Marx dem Publizisten und Junghegelianer Arnold Ruge vor, deutsch-französische Jahrbücher herauszubringen, die in Paris erscheinen und unter
Beteiligung der französischen und deutschen Intelligenz in unzensierter Form die politischen Verhältnisse in Deutschland beleuchten sollten.

2.2

Paris - Brüssel - Köln

Ende Oktober 1843 übersiedelte Marx mit seiner Frau nach Paris; am 1. Mai 1844 kam Marx' älteste Tochter Jenny zur Welt. In Paris, damals die geistige Hauptstadt
Europas, lernte Marx eine Vielzahl Intellektueller verschiedenster Nationalitäten kennen wie z. B. Heinrich Heine, Pierre Joseph Proudhon oder Michail Bakunin. In Paris
nahm Marx auch Kontakt zum Bund der Gerechten auf, der einen Art Handwerkerkommunismus der im Exil in Paris lebenden deutschen Handwerker vertrat. Im Februar
1844 erschien in einer Auflage von 1 000 Stück die einzige Ausgabe der Deutsch-Französischen Jahrbücher. Die preußische Zensurbehörde beschlagnahmte bei der Einfuhr
nach Deutschland mehrere hundert Exemplare, und gegen die Herausgeber Marx und Ruge wurde in Deutschland Haftbefehl erlassen.
Im März trat Marx in brieflichen Kontakt zu Friedrich Engels, der in den Jahrbüchern den Aufsatz Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie veröffentlicht hatte. Seine
eigenen ökonomisch-politischen Studien, die er im Lauf des Jahres 1844 aufnahm, resultierten in den so genannten Pariser Manuskripten. Als Engels im Spätsommer 1844
für zehn Tage in Paris weilte, stellten Marx und er eine völlige Übereinstimmung auf allen theoretischen Gebieten fest. Aus dieser Zeit datiert ihre lebenslange Freundschaft
und Arbeitsgemeinschaft. Ihr erstes gemeinsames, noch 1844 entstandenes Buch trägt den Titel Die heilige Familie oder Kritik der kritischen Kritik. Im Januar 1845 verfügte
das französische Innenministerium auf Betreiben Preußens die Ausweisung Marx' aus Paris.
Am 3. Februar 1845 ging Marx nach Brüssel, und im März 1845 stellte er in einem seiner Exzerpthefte die berühmten elf Feuerbach-Thesen auf. Am 1. Dezember 1845
nahm Marx seine Entlassung aus dem preußischen Staatsverband und wurde damit ein so genannter Staatenloser.
1846 entstand in Zusammenarbeit mit dem mittlerweile auch in Brüssel lebenden Engels eine zweite gemeinsame Schrift, Die deutsche Ideologie, die jedoch keinen
Verleger fand und erst 1932 veröffentlicht wurde. Zudem organisierten Marx und Engels mit der Absicht, eine revolutionäre, proletarische Bewegung zu organisieren, ein
erstes ,,Kommunistisches Korrespondenz-Komitee" und schlossen sich darüber hinaus auch dem nach London übersiedelten Bund der Gerechten an. In dieser Zeit
intensivierte Marx seine ökonomischen Studien und arbeitete an seiner Kritik der politischen Ökonomie, die allerdings erst 1859 erschien. 1847 veröffentlichte er unter dem
Titel Misère de la Philosophie seine Abrechnung mit Proudhon.
Ebenfalls 1847 erhielten Marx und Engels von dem unterdessen in Bund der Kommunisten umbenannten Bund der Gerechten den Auftrag, eine programmatische Schrift für
den Bund zu verfassen. Dieses Kommunistische Manifest erschien im Februar 1848 in London. Zu dieser Zeit befand sich Europa bereits im Bann der beginnenden
Revolutionen des Jahres 1848. Frankreich wurde nach der Februarrevolution erneut zur Republik erklärt, und der frühere Ausweisungsbefehl gegen Marx wurde aufgehoben.
Nach seiner Ausweisung aus Brüssel Anfang März 1848 kehrte Marx daher für kurze Zeit nach Paris zurück.
Im April 1848 war Marx wieder in Köln und beteiligte sich sofort an der Herausgabe einer Neuen Rheinischen Zeitung. In seiner publizistischen Tätigkeit als Chefredakteur
dieser Zeitung, die vom Juni 1848 bis zum Mai 1849 erschien, plädierte Marx für die Teilnahme an der Wahl zur Frankfurter Nationalversammlung und sprach sich gegen
einen voreiligen bewaffneten Putschversuch des Proletariats aus. Nach dem Sieg der Reaktion wurde Marx im Mai 1849 aus Köln ausgewiesen.

2.3

London

Von August 1849 bis zu seinem Tod 1883 lebte Marx in London. Unter teilweise erbärmlichen finanziellen Umständen - Marx war zeitweise so mittellos, dass seine Kinder
noch nicht einmal die Schule besuchen konnten - arbeitete Marx u. a. als Korrespondent für verschiedene Zeitungen. Seine finanzielle Situation besserte sich erst ein wenig,
als er von Engels eine Art regelmäßiger Jahresrente erhielt und er 1863 das väterliche Erbe antreten konnte.

Das Resultat seiner Aufarbeitung des Scheiterns der Revolutionen von 1848 mündete in der Artikelserie Der achtzehnte Brumaire des Louis Napoleon von 1852. Im
Anschluss daran vertiefte Marx erneut seine ökonomisch-politischen Studien. Der in den Jahren 1857/58 zusammengestellte erste Entwurf eines Hauptwerkes wurde erst
1939/41 unter dem Titel Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie (Rohentwurf) herausgegeben. 1859 erschien dann Marx' erste größere Veröffentlichung auf dem
Gebiet der Nationalökonomie, Zur Kritik der politischen Ökonomie, die sich mit dem Themenkomplex Ware und Geld auseinandersetzt. Die in den Jahren 1861 bis 1863
entstandenen Studien über die Geschichte der ökonomischen Lehren wurden unter dem Titel Theorien über den Mehrwert erst 1905 von Karl Kautsky als vierter Band des
Kapital herausgegeben. Marx' umfassendes Hauptwerk erschien 1867: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Darin wurden die Überlegungen aus Zur Kritik der
politischen Ökonomie noch einmal aufgegriffen, neu gegliedert, umgeschrieben und um die Themenbereiche Kapital, Mehrwert, Lohnarbeit und Akkumulation ergänzt.
1864 ließ sich Marx auf dem Gründungskongress der ersten Internationalen Arbeiterassoziation (IAA, siehe Internationale) in London in das Komitee zur Ausarbeitung eines
entsprechenden Programms wählen. Dieses Programm, Address to the working class, schrieb er selbst. Für die IAA verfasste Marx auch Mitte 1871 die Schrift Der
Bürgerkrieg in Frankreich, in der er die Pariser Kommune als erste kommunistische Revolution würdigte. Auf dem Kongress der IAA in Den Haag 1872 erreichte Marx den
Ausschluss Bakunins aus der IAA und die Verlegung der Leitung von London nach New York. Damit war die Erste Internationale - wie von Marx gewollt - politisch so gut wie
tot.
Nach 1870 wurde das Kapital ins Russische und Französische übersetzt, wobei vor allem die französische Übersetzung Marx sehr viel Arbeit bereitete. Marx litt allerdings zu
der Zeit bereits unter seinem schlechten Gesundheitszustand, der ihm das Arbeiten zunehmend erschwerte. Der zweite und der dritte Band des Kapitals wurden daher erst
nach seinem Tod in den Jahren 1884 und 1894 von Engels herausgegeben. Als letzte wesentliche theoretische Schrift von Marx gelten seine Anmerkungen zur Gründung der
Sozialistischen Arbeiterpartei im Jahr 1875, die allerdings erst Jahre später als Kritik des Gothaer Programms veröffentlicht wurden.
Im Dezember 1881 starb Marx' Frau und im Januar 1883 seine älteste Tochter Jenny. Der Tod der Beiden raubte ihm letztlich jeglichen weiteren Lebensmut. Er litt an einem
Lungengeschwür und darüber hinaus an einer Kehlkopfentzündung, die es ihm beinahe unmöglich machte, Nahrung zu sich zu nehmen. Marx starb am 14. März 1883 in
London; am 17. März 1883 wurde er auf dem Londoner Friedhof Highgate beerdigt.

3 WERK
3.1 Marx und Hegel
Von entscheidender Bedeutung für Marx' intellektuellen Werdegang waren seine philosophischen Auseinandersetzungen mit Hegel und Feuerbach, die Aneignung des
gesamten zu seiner Zeit zur Verfügung stehenden Wissens über die Nationalökonomie und die Auseinandersetzung mit den damals herrschenden Vorstellungen über
Sozialismus und Kommunismus. Marx' zentrales Anliegen war es, seine ökonomische Kritik auf philosophischen Boden zu stellen und der Philosophie eine Basis in der
Wirklichkeit, in den ökonomischen Verhältnissen zu schaffen. Die Analyse der Krisenerscheinungen des Kapitalismus und eine von Hegel übernommene
Geschichtsphilosophie, die dem Verlauf der Geschichte eine vorwärtsgerichtete Zielrichtung unterstellte, vereinigten sich im Denken von Marx zur Idee einer beinahe
zwangsläufig kommenden proletarischen Revolution: In diesem revolutionären Prozess schlägt das dialektische Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit zugunsten der Arbeit,
des Proletariats um, womit die menschliche Geschichte in eine neue Phase eintritt. Um zu einem Verständnis des Begriffs der Dialektik zu kommen, ist es allerdings
notwendig zu verstehen, warum sich Marx mit Hegel auseinandersetzte und er Hegel seiner Ansicht nach vom idealistischen Kopf auf die materialistischen Füße stellen
konnte.

3.1.1

Anlehnung an Hegel

Als Karl Marx 1836 als Student der Rechtswissenschaft nach Berlin kam, galt die Hegelsche Philosophie immer noch als die entscheidende und wichtigste philosophische
Strömung in Berlin und Preußen. Die Rechtswissenschaften waren in jener Zeit - vermittelt über die Moralphilosophie, die Rechtsphilosophie und die Staatsrechtslehre -
sehr stark mit der Philosophie verbunden: Nicht zuletzt aufgrund der Französischen Revolution sah sich auch der preußische Staat dazu gezwungen, die eigenen
Rechtsverhältnisse zu rechtfertigen und zu systematisieren und das Recht im Sinne der Aufklärung als systematisch und der Vernunft gehorchend auszuweisen. In der
Rechtsphilosophie und der Staatsrechtslehre wurde daher u. a. dargelegt, wer mit welcher Legitimation das Recht setzt (schafft).
In einem Brief an den Vater vom 10. November 1837 leistete der junge Marx Rechenschaft darüber, warum er sich mehr und mehr der Philosophie zuwandte und mit dem
philosophischen System Hegels auseinandersetzte. Da die eigenen philosophischen Überlegungen dem Hegelschen System eindeutig unterlegen waren, studierte Marx
gründlich das gesamte zur Verfügung stehende Werk von Hegel, um sich am Ende dieser Studien immer fester ,,an die jetzige Weltphilosophie zu ketten", der er eigentlich
zu entrinnen gehofft hatte.

3.1.2

Hegels philosophisches System

Die Faszinationskraft der Hegelschen Philosophie bestand zunächst darin, dass sie alles bisher Gedachte - nicht nur philosophische Gedanken, sondern auch
naturwissenschaftliche Erkenntnisse - in sich zu verarbeiten suchte. Das System der Hegelschen Philosophie gilt daher als der letzte große Versuch der Philosophie, alles
Wissen der Welt in sich aufzunehmen. Gemäß Hegel werden im Prozess der Geschichte die Wirklichkeit und die Philosophie von der Vernunft hervorgetrieben. In der
Reflexion auf sich selbst trachtet die Philosophie bei Hegel danach, sich selbst zu vollenden: Die Prozesshaftigkeit des Werdens der Welt einerseits und die Möglichkeit des
Erkennens dieses Prozesses andererseits haben ein gemeinsames Prinzip: die Dialektik. Formal ist die Dialektik die Bewegung von der These über die Antithese zur
Synthese: Jede Setzung (These) erzwingt notwendigerweise ihre eigene Negation (Antithese); auf einer höheren Stufe werden dann These und Antithese in einer neuen
Synthese aufgehoben. Dieser Prozess des Aufhebens beinhaltet nach Hegel drei Momente: überwinden, bewahren und emporheben. In der Synthese ist damit sowohl die
These wie deren Gegenteil enthalten.
Marx ließ sich zwar zunächst nur widerwillig auf die Philosophie Hegels ein, aber trotz aller Kritik, die er in den darauf folgenden Jahren an Hegel übte, ließ er nie einen
Zweifel daran, von welchem Stand der Philosophie er einst ausgegangen war und wie viel ihm die dialektische Methode bedeutete, die er von Hegel gelernt hatte.

3.2

Einzelne Werke (Auswahl)

3.2.1

Dissertation und Kritik des Hegelschen Staatsrechts

3.2.1.1

Doktorarbeit: Erste Kritik an Hegel

Mit dem Beginn der Arbeit an der Dissertation im Frühjahr 1839 setzte Marx' zunächst nur ,,keimhaft" vorhandene kritische Auseinandersetzung mit Hegel ein. Aufgrund der
realen Verhältnisse in Preußen gab es für Marx allen Grund, die ,,Wirklichkeit der Vernunft" (Hegel) anzuzweifeln. Der entscheidende Unterschied zwischen Marx und den
anderen Junghegelianern bestand jedoch darin, dass er im Kern von Hegels Werk selbst sowohl das konservative wie das fortschrittliche Moment sah. Statt Hegels Werks
aufzuspalten, forderte Marx in seiner Dissertation, die Konsequenzen aus diesem Werk zu ziehen: Nach dem ,,Philosophisch-Werden der Welt" verlangt Marx, dass nun
ihrerseits die Philosophie weltlich zu werden hätte.

3.2.1.2

Weiter gehende Kritik an Hegel

Während seiner Aufenthalte in Trier, Köln und Bonn im Anschluss an seine Dissertation begann Marx neben seiner publizistischen Tätigkeit, die Hegelsche Rechtsphilosophie

kritisch durchzuarbeiten. In seinen Artikeln für die Rheinische Zeitung befasste sich Marx auch zum ersten Mal mit konkreten materiellen Problemen seiner Zeit. Diese
Beschäftigung brachte ihn zu folgender gegen Hegel gerichteter Überlegung: Rechtsverhältnisse und Staatsformen sind nicht Resultat einer allgemeinen Entwicklung des
menschlichen Geistes, sie wurzeln stattdessen in ganz konkreten materiellen Lebensverhältnissen. Die Kernstruktur der bürgerlichen Gesellschaft kann daher durch eine
Untersuchung der politischen Ökonomie aufgedeckt werden.

3.2.1.3

Feuerbach

Die zeitgleiche Beschäftigung mit Ludwig Feuerbach bot Marx den philosophischen Hintergrund für seine Kritik an Hegel. Feuerbach war in seinen Vorläufigen Thesen zur
Reform der Philosophie zu folgendem Schluss gekommen: ,,Das wahre Verhältnis vom Denken zum Sein ist nur dieses: Das Sein ist Subjekt, das Denken Prädikat. Das
Denken ist aus dem Sein, aber das Sein nicht aus dem Denken." Mit Feuerbach im Rücken konnte Marx daher feststellen, dass Hegel in seiner Dialektik permanent Subjekt
und Prädikat vertauscht: Die Idee wird bei Hegel zum Subjekt, und die wirklichen Subjekte werden zu Prädikaten. Wenn Hegel also im Hinblick auf die Geschichte und die
Philosophie von der Sache der Logik sprach, fordert Marx jetzt dazu auf, die Logik der Sache zu untersuchen.

3.2.1.4

Umkehrung von Subjekt und Prädikat

Während Hegel im System seiner Philosophie den Übergang von der bürgerlichen Gesellschaft zum Staat mittels des allgemeinen Verhältnisses von Notwendigkeit und
Freiheit bewerkstelligte, verlangte Marx, diesen Übergang aus dem spezifischen Wesen von Gesellschaft und Staat herzuleiten. Philosophisch ausgedrückt heißt dies, dass
Marx in Übereinstimmung mit Feuerbach in der Hegelschen Dialektik eine Umkehrung von Subjekt und Prädikat vornimmt.
Das Resultat dieser Überlegungen mündete in dem Manuskript Kritik des hegelschen Staatsrechts, das 1927 zum ersten Mal veröffentlicht wurde. ,,Hegel ist nicht zu tadeln,
weil er das Wesen des modernen Staates schildert, wie es ist, sondern weil er das, was ist, für das Wesen des Staates ausgibt." Diese Unterscheidung zwischen dem Wesen
einer Sache und seiner Erscheinung ist eine Denkfigur, in der Marx quasi mit Hegel gegen Hegel auftritt und die in Marx' eigenem Werk zu immenser Bedeutung gelangt.
Feuerbach ist jedoch nicht der Endpunkt in Marx' Philosophie. Marx übernimmt nämlich die von Feuerbach an der Philosophie und der Religion angebrachte Kritik und
wendet sie nun seinerseits auf die Politik, den Staat und die konkreten menschlichen Verhältnisse in seiner Zeit an: Stände und Klassen werden ihm zum Thema genauso
wie die Frage des Privateigentums. Damit sind die ersten Stützpfeiler einer materialistischen Dialektik gesetzt.

3.2.2

Zur Judenfrage

In seiner oft, aber zu unrecht als antisemitisch geschmähten Abhandlung Zur Judenfrage aus den Deutsch-Französischen Jahrbüchern unternahm Marx eine erste klare
Abgrenzung gegenüber seinem früheren Weggefährten, dem Junghegelianer Bruno Bauer. Im Gegensatz zu den Juden in Frankreich waren die deutschen Juden immer noch
nicht emanzipiert (siehe Judenemanzipation), also im Besitz der bürgerlichen Rechte. Dem Ansinnen der deutschen Juden auf Emanzipation stellte Bauer folgende
Überlegung entgegen: Um miteinander leben zu können, müssten Christen wie Juden das aufgeben, was sie trennt, nämlich ihren jeweiligen Glauben. Weder Juden noch
Christen könnten als solche Menschenrechte für sich reklamieren, denn Menschenrechte können nur bei geglückter Emanzipation beider, Juden wie Christen, verliehen
werden. Laut Bauer würden religiöse Vorurteile verschwinden, wenn alle Menschen im einem liberalen weltlichen, also von der Religion befreiten Staat gleiche Rechte
genießen würden.
Marx stimmte Bauers Kritik am christlichen Staat durchaus zu, aber er bemängelte an Bauers Entwurf zu Recht, dass er den Zusammenhang von politischer und
menschlicher Emanzipation außer Acht bzw. die eine mit der anderen zusammenfallen ließ. Die Gesellschaft wird nicht von allen ihren Übeln befreit, indem man lediglich
eine strikte Trennung von Politik und Religion einführt. In der bürgerlichen Gesellschaft und damit im Rahmen der politischen Emanzipation befreit sich laut Marx der
Mensch nicht von der Religion, sondern erhalte - immerhin - Religionsfreiheit. In allen Verfassungen, in denen von Menschenrechten die Rede ist, wird nach Ansicht von
Marx der Mensch als beschränktes Individuum aufgefasst: Die Freiheit als Recht alles zu tun, was keinem anderen schadet, ist nur die Freiheit des beschränkten
Individuums und nicht die Freiheit des wirklichen Menschen als Gattungswesen, denn als Gattungswesen baut die Freiheit des Einzelnen immer auf der Verbindung mit
anderen Menschen auf und nicht auf der Absonderung vom anderen. Erst wenn der Mensch als Gattungswesen seine gesellschaftliche Kraft nicht mehr in der Form der
politischen Kraft von sich abspaltet, ist laut Marx die ,,die menschliche Emanzipation vollbracht."

3.2.3

Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie

3.2.3.1

Mit Feuerbach und Hegel gegen Feuerbach und Hegel

In dem ebenfalls in den Deutsch-Französischen Jahrbüchern veröffentlichten Aufsatz Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie zerpflückte Marx mit beißender Ironie und
brillanter Rhetorik die politischen Zustände in Deutschland. Er erklärte die Kritik an der Religion für im Wesentlichen erledigt und beendet. Im Gegensatz zu Feuerbach
wollte er jedoch die Religion nicht mit den ganz abstrakten Bestimmungen des Menschen in Bezug setzen. Denn ,,der Mensch, das ist kein abstraktes, außerhalb der Welt
hockendes Wesen. Der Mensch, das ist die Welt des Menschen, Staat, Sozietät. Dieser Staat, diese Sozietät produzieren die Religion, ein verkehrtes Weltbewusstsein, weil
sie eine verkehrte Welt sind." Als Reaktion auf diese Verhältnisse ist daher die Religion ,,der Seufzer der bedrängten Kreatur... Sie ist das Opium des Volkes." In einem
Vergleich mit den Zuständen Frankreichs zur Zeit der Französischen Revolution kommt Marx zu folgendem Schluss: Die Franzosen haben die Revolution ohne Theorie
vollzogen, die Deutschen haben stattdessen die Verhältnisse nur in der Theorie aufgehoben und revolutioniert. ,,Die Waffe der Kritik kann allerdings die Kritik der Waffen
nicht ersetzen, die materielle Gewalt muss gestürzt werden durch materielle Gewalt, allein auch die Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift."

3.2.3.2

Das Proletariat

Im Gegensatz zu Frankreich zu Zeiten der Revolution hat Deutschland jedoch kein radikales aufbegehrendes Bürgertum, das eine Revolution wagen würde. Da Deutschland
in dieser Hinsicht geschichtlich quasi zu spät kommt, wird es daher an einem anderen Punkt umso radikaler in die Geschichte eingreifen (müssen). Die bürgerliche
Revolution in Frankreich erbrachte nämlich noch nicht die vollendete Emanzipation des Menschen; diese Emanzipation wird erst eine Klasse mit radikalen Ketten zustande
bringen: das Proletariat. ,,Die Emanzipation der Deutschen ist die Emanzipation des Menschen. Der Kopf dieser Emanzipation ist die Philosophie, ihr Herz das Proletariat."
Damit war in Marx' Werk quasi das letzte noch notwendige zentrale Stichwort gefallen: Die Revolution der Arbeiterklasse, des Proletariats, wird die neue Zeit, wird das Reich
der Freiheit einläuten.

3.2.4

Pariser Manuskripte

3.2.4.1

Privateigentum und Ökonomie

In den erst 1932 veröffentlichten Pariser Manuskripten findet sich die theoretische Begründung dafür, warum Marx alleine dem Proletariat die wirklich Umwälzung aller
Zustände, in denen der Mensch ein geknechtetes Wesen ist, zuschrieb. Engels' Abhandlung Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie in den Deutsch-Französischen
Jahrbüchern gab Marx den letzten Anstoß, intensive ökonomische Studien anzustellen. Gemäß gängiger Meinung ist in den Pariser Manuskripten der Kern aller späteren
Marx'schen Schriften angelegt: Hier vollzog sich die für Marx charakteristische Verschmelzung von philosophischer Tradition und national-ökonomischem Wissen bzw.
politisch-ökonomischer Kritik auf einem bis dahin nicht gekannten Niveau.
Marx ging von folgendem Gedanken aus: Da die Nationalökonomie (z. B. David Ricardo, John Stuart Mill, François Quesnay) das Privateigentum bisher ganz einfach

vorausgesetzt hatte, war es ihr auch nicht möglich, den tatsächlichen Zusammenhang zwischen Kapital, Arbeit, Grundeigentum, Konkurrenz usw. zu begreifen. Marx
interessierte in den Pariser Manuskripten nun nicht die geschichtliche Herleitung der Entstehung des Privateigentums, sondern die aktuelle Form und Erscheinungsweise des
Privateigentums.

3.2.4.2

Produktionsprozess und Privateigentum

Im Produktionsprozess, im Prozess der Arbeit wird das Privateigentum immer wieder neu und zugleich vergrößert hergestellt. Die Folge davon ist, dass die einen, die
Kapitalisten, immer reicher und die anderen, die Proletarier, immer ärmer werden. In und durch die Organisation dieses Produktionsprozesses, an dessen Ende der
ausgebeutete Proletarier und der sich das Produkt aneignende Kapitalist stehen, vollzieht sich für Marx das entscheidende Phänomen der Entfremdung. Die ,,Verwirklichung
der Arbeit erscheint in dem nationalökonomischen Zustand als Entwirklichung des Arbeiters, die Vergegenständlichung als Verlust und Knechtschaft des Gegenstands, die
Aneignung als Entfremdung, als Entäußerung." Im Gegensatz dazu war für Hegel jede Vergegenständlichung bereits eine Entfremdung: die Entfremdung des Geistes im
Prozess der Arbeit. Für Marx ist die Vergegenständlichung noch nicht per se eine Entfremdung. Da er den Menschen als sinnliches Wesen auffasst, fasst er ihn auch als
Naturwesen auf: als ein menschliches Naturwesen, das im Gegensatz zum Tier mit Bewusstsein arbeitet und sich in dieser Arbeit selbst bildet.

3.2.4.3

Entfremdung

Die unmenschliche Entfremdung im Kapitalismus liegt nicht in der Vergegenständlichung als solcher, sondern am Kapitalismus als anarchistischer Produktionsweise, die auf
Privateigentum an den Produktionsmitteln aufbaut. Die von Marx dabei erarbeitete Entfremdungstheorie hat bis in die Gegenwart hinein verschiedenste Theoretiker zu
weiterführenden Arbeiten (z. B. Michel Foucault) angeregt. Marx verbindet in diesem Ansatz den philosophischen Materialismus Feuerbachs mit Hegels Philosophie und dabei
vor allem mit Hegels dialektischem Begriff der Arbeit, wie ihn Hegel in seinem berühmten Herr-Knecht-Kapitel in der Phänomenologie des Geistes dargelegt hatte. Damit
rückt der tätige Mensch in den Mittelpunkt, der Mensch, der in der Auseinandersetzung mit der Natur seinen zum Überleben notwendigen Stoffwechsel besorgt und sich
dabei mittels der gemeinsam und nach menschlichem Maß organisierten Arbeit als Mensch über den eigenen Naturcharakter erhebt: Dies birgt die Potentialität in sich, dass
der Mensch zum Menschen als Gattungswesen werden kann.
In der kapitalistischen Realität fand Marx jedoch das schiere Gegenteil vor. Die kapitalistisch organisierte Arbeit führt zur Verelendung, und der ausgebeutete Arbeiter wird
bei gleichzeitigem Reichtum der Klasse der Kapitalisten auf die Ebene des Tiers zurückgeworfen. ,,Eine unmittelbare Konsequenz davon, dass der Mensch dem Produkt seiner
Arbeit, seiner Lebenstätigkeit, seinem Gattungswesen entfremdet ist, ist die Entfremdung des Menschen von dem Menschen." Die Lösung des Problems ist eine
kommunistische: Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln. ,,Die Aufhebung des Privateigentums ist daher die vollständige Emanzipation aller menschlichen
Sinne und Eigenschaften; aber sie ist diese Emanzipation gerade dadurch, dass diese Sinne und Eigenschaften menschlich, sowohl subjektiv als objektiv, geworden sind."

3.2.5

Die Heilige Familie oder Kritik der kritischen Kritik

Die Heilige Familie oder Kritik der kritischen Kritik, 1845 erschienen, war das erste gemeinsame Werk von Marx und Engels. In dieser Polemik wandten sich die beiden gegen
die Junghegelianer Bruno Bauer, Max Stirner und Arnold Ruge und vor allem gegen eine Form der Kritik, die Bauer ,,kritische oder absolute Kritik" nannte; diese Kritik war
dem eigenem Anspruch nach die konsequente Weiterentwicklung der Hegelschen Geschichtsphilosophie. Da gemäß dieser junghegelianischen Position die Geschichte nur
dazu dient, die Wahrheit zum Selbstbewusstsein kommen zu lassen, lehnten es Bauer, Stirner und Ruge auch konsequent ab, die bestehenden geschichtlichgesellschaftlichen Verhältnisse praktisch ändern zu wollen. In einer minutiösen Kritik voll beißender Ironie wiesen Marx und Engels nach, dass diese Position zu nichts führt,
dass eine Veränderung der Ideen allein die Welt nicht verändern wird. ,,Ideen können nie über einen Weltzustand, sondern immer nur über die Ideen des alten Weltzustands
hinausführen. Ideen können überhaupt nichts ausführen. Zum Ausführen der Ideen bedarf es der Menschen, welche eine praktische Gewalt aufbieten."

3.2.6

Die deutsche Ideologie

3.2.6.1

Die realen Individuen als Voraussetzung

In ihrer zweiten gemeinsamen Arbeit, der Deutschen Ideologie, rechneten Marx und Engels endgültig mit ihrem ,,ehemaligen philosophischen Gewissen" ab, indem sie die
komplette nachhegelianische Philosophie und die zeitgenössischen deutschen Sozialisten einer abschließenden Kritik unterzogen. Zu Lebzeiten der beiden fand dieses Buch
jedoch keinen Verleger - es erschien erst 1932 vollständig. Marx und Engels überließen das Werk daher ihrerseits der ,,nagenden Kritik der Mäuse".
Inhaltlich findet sich in der Deutschen Ideologie eine erste kurze Darstellung des historischen Materialismus. ,,Die Voraussetzungen, mit denen wir beginnen, sind keine
willkürlichen, keine Dogmen, es sind wirkliche Voraussetzungen, von denen man nur in der Einbildung abstrahieren kann. Es sind die wirklichen Individuen, ihre Aktion und
ihre materiellen Lebensbedingungen, sowohl die vorgefundenen wie die durch ihre eigene Aktion erzeugten." Im Zentrum dieser Voraussetzungen steht daher der
Produktionsprozess. ,,Die Weise, in der die Menschen ihre Lebensmittel produzieren, hängt zunächst von der Beschaffenheit der vorgefundenen und zu reproduzierenden
Lebensmittel selbst ab. Diese Weise der Produktion ist nicht bloß nach der Seite hin zu betrachten, dass sie die Reproduktion der physischen Existenz der Individuen ist. Sie
ist vielmehr schon eine bestimmte Art der Tätigkeit dieser Individuen, eine bestimmte Art, ihr Leben zu äußern, eine bestimmte Lebensweise derselben. Wie die Individuen
ihr Leben äußern, so sind sie. Was sie sind, fällt also zusammen mit ihrer Produktion, sowohl damit, was sie produzieren, als auch damit, wie sie produzieren. Was die
Individuen also sind, das hängt ab von den materiellen Bedingungen ihrer Produktion."

3.2.6.2

Kapitalismus und Ideologie

Ideologie, also verkehrtes Bewusstsein, entsteht im Kapitalismus deswegen, weil die oben angeführten Voraussetzungen nicht unmittelbar einsehbar sind und dadurch die
Produkte der Arbeit im Kapitalismus ein scheinbar selbständiges Leben führen, um als Dinge (Sachzwänge) über die Menschen zu herrschen. In Wahrheit verbirgt sich
aufgrund der kapitalistischen Produktionsweise hinter den ,,Sachzwängen" jedoch immer die Herrschaft des Menschen über den Menschen, die Herrschaft der einen Klasse,
der Kapitalisten, über die andere Klasse, die Proletarier.

3.2.7

Misère de la Philosophie - Das Elend der Philosophie

In der 1847 auf französisch erschienen Schrift Misère de la Philosophie distanzierte sich Marx eindeutig von den sozialistischen Vorstellungen Proudhons, die jener in seinem
Buch Philosophie des Elends dargelegt hatte. Die Veränderung der Gesellschaft ist bei Marx nun keine moralische Angelegenheit mehr, sondern eine Sache der Entwicklung
der Produktionsverhältnisse und somit wissenschaftlich erforschbar. ,,Die sozialen Verhältnisse sind eng verknüpft mit den Produktivkräften. Mit der Erwerbung neuer
Produktivkräfte verändern die Menschen ihre Produktionsweise, und mit der Veränderungen der Produktionsweise, der Art, ihren Lebensunterhalt zu gewinnen, verändern
sie alle ihre gesellschaftlichen Verhältnisse. Die Handmühle ergibt eine Gesellschaft mit Feudalherren, die Dampfmühle eine Gesellschaft mit industriellen Kapitalisten." Dem
moralischen Sozialismus Proudhons, dem er einige Jahre vorher selbst noch anhing, setzte Marx jetzt - gestützt auf die Weiterentwicklung der eigenen materialistischen
Geschichtsauffassung - die Position des Klassenkampfes entgegen.

3.2.8

Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie

3.2.8.1

Geld und Kapital

Marx' Methode in seinem Hauptwerk Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie ist ,,Kritik durch Darstellung": Der Kapitalismus wird dargestellt als in letzter Instanz sich
selbst zerstörende Produktionsweise. Von der Analyse der einzelnen Ware und dem ihr inhärenten Verhältnis von Tauschwert und Gebrauchswert über das Geld und die
Warenzirkulation gelangt Marx zum Begriff des Kapitals. Zum Kapital wird Geld dann, wenn es nicht mehr nur als Zwischenstadium, als allgemeines Tauschmittel zur
Erlangung von Waren dient. Die dem Kapitalismus vorhergehenden Produktionsweisen waren durch folgendes Verhältnis von Ware und Geld gekennzeichnet: Waren wurden
produziert, um sie gegen das allgemeine Zahlungsmittel Geld einzutauschen, mit dem man sich dann die für das eigene Leben notwendigen Waren kaufen konnte. Im
Kapitalismus verändert sich dieses Verhältnis: Man investiert Geld, um durch die Produktion von Waren mehr Geld zu bekommen. Geld wird also eingesetzt, um mehr Geld
zu machen. Diese Erscheinungsweise des Geldes nennt Marx Kapital. Warum dieser Prozess überhaupt funktionieren kann, warum die darin verstrickten Individuen,
Kapitalisten wie Arbeiter, zunächst einmal ein falsches Bewusstsein über dieses Verhältnis haben, warum sich dieser Prozess gegen den Willen der beteiligten Individuen
durchsetzt und warum dieser Prozess zwangsläufig in die Krise und dann an sein Ende gelangt, erklärt Marx in seinem Hauptwerk, dem er Jahre seines Lebens, seine
Gesundheit und, nach eigener Aussage, auch das Glück seiner Familie geopfert hat.

3.2.8.2

Der Mehrwert

Kernbestandteile seiner Erklärung dafür, warum dieser Prozess überhaupt funktionieren kann, sind Marx' Arbeitswertlehre und seine Mehrwerttheorie. Zwar gingen auch die
klassischen Ökonomen wie Ricardo davon aus, dass sich der Wert der einzelnen Ware in letzter Instanz auf die darin aufgewendete Arbeit zurückführen lässt, aber erst Marx
brachte diese Überlegungen in ein systematisches Verhältnis. Der Kapitalist kauft dem Arbeiter nämlich nicht seine Arbeit, sondern seine Arbeitskraft ab: In Form seiner
Arbeitskraft wird dadurch der einzelne Arbeiter selbst zur Ware; er ist Träger der Ware Arbeitskraft. Der Lohn, den er für diese Arbeitskraft bekommt, entspricht der Menge
an Geld, die der Arbeiter braucht, um sich und seine Familie reproduzieren, also zu ernähren und über die Jahre bringen zu können.
Der Kapitalist kauft also die Ware Arbeitskraft ein und wendet sie im Produktionsprozess an. Mehrwert erzielt er durch folgenden Vorgang: Die pro Tag vom Arbeiter
erstellten Produkte/Waren stellen einen bestimmten Wert dar. Dieser Wert berechnet sich nach Marx nach der durchschnittlichen Menge an Arbeitszeit, die zu seiner
Produktion notwendig waren. Der Arbeiter überträgt also durch sein gezieltes und organisiertes Arbeiten Wert auf die Waren. Nach Marx verausgabt der Arbeiter seine
Arbeitskraft in der Ware und schafft damit einen Wert, einen Tauschwert. Ausgetauscht werden die Waren im Verhältnis der in ihnen geronnen durchschnittlichen
menschlichen Arbeitszeit. Damit die Waren jedoch überhaupt ausgetauscht werden können, müssen sie für den, der sie erwirbt einen Gebrauchswert darstellen.

3.2.8.3

Der Produktionsprozess

In diesem Austauschprozess der Waren untereinander sieht Marx daher keineswegs die Keimzelle des Kapitalismus. Der Kern des Kapitalismus steckt vielmehr in der
Produktion und nicht beim Austausch der Produkte, auf dem Markt. Mehrwert erzielt der Kapitalist nämlich nicht dadurch, dass er die Waren über ihrem Wert verkauft. Er
kauft und verkauft die Waren zu ihrem tatsächlichen Wert. Mehrwert erzielt der Kapitalist ausschließlich dadurch, dass er die von ihm zu einem korrekten Preis eingekaufte
Ware Arbeitskraft länger Waren herstellen bzw. länger Wert produzieren lässt, als ihn diese Ware selbst gekostet hat. Wenn der Umfang aller Kosten zur Reproduktion des
Arbeiters den Wert eines halben Arbeitstages darstellt, wenn der Arbeiter also vier Stunden lang zur eigenen Reproduktion arbeiten müsste, dann nimmt der Kapitalist einen
Mehrwert von 100 Prozent ein, wenn er diese Ware Arbeitskraft nicht nur vier, sondern acht Stunden pro Tag arbeiten lässt. Laut Marx teilt sich daher das Kapital auf in zwei
Bereiche: Es gibt zum einen das konstante Kapital - das ist der Teil des Kapitals, der von den Produktionsmitteln, also den Rohmaterialien, den Hilfsstoffen, den
Gebäudekosten usw. repräsentiert wird; daneben gibt es das variable Kapital - das ist der in Arbeitskraft umgesetzte Teil des Kapitals, aus dem alleine und ausschließlich
der Mehrwert geschöpft wird.

3.2.8.4

Die kapitalistische Krise

Das Verhältnis von konstantem und variablem Kapital und die sich daraus berechnende Profitrate birgt laut Marx den Grund für die immer wieder auftauchenden Krisen des
Kapitalismus in sich. Denn jeder Kapitalist trachtet danach, den Mehrwert zu erhöhen, d. h. die Arbeitsproduktivität zu steigern. Dies ist aber nur möglich durch immer neue
Investitionen in neue Maschinen etc. Dies bedingt andererseits ein Anwachsen des konstanten Kapitals im Verhältnis zum variablen Kapital. Die Profitrate sinkt also, weil
immer mehr Mehrwert erzielt werden soll. Eine andere Form der Krise ist die so genannte Verwertungskrise: Jeder Kapitalist trachtet danach, die eigenen Lohnkosten
möglichst gering zu halten. Da dies alle Kapitalisten tun müssen, führt das dazu, dass der Verwertungsprozess des Kapitals in Stocken gerät, weil in der Masse der
Bevölkerung niemand mehr das Geld hat, die produzierten Waren auch kaufen zu können.

3.2.8.5

Kritik des Kapitalismus

Der aus dem philosophischen Erbe gerettete Humanismus bringt Marx zu folgender Kritik am Kapitalismus: ,,Im Kapitalismus sind die agierenden Individuen nicht mehr die
Subjekte des Prozesses, sondern zu bloßen Objekten degradiert. Im Verwertungsprozess des Kapitals ist es nicht mehr der Arbeiter, der die Produktionsmittel anwendet,
sondern es sind die Produktionsmittel, die den Arbeiter anwenden. Statt von ihm als stoffliche Elemente seiner produktiven Tätigkeit verzehrt zu werden, verzehren sie ihn
als Ferment ihres eigenen Lebensprozesses, und der Lebensprozess des Kapitals besteht nur in seiner eigenen Bewegung als sich selbst verwertender Wert." Diese
Umdrehung des Verhältnisses von Subjekt und Objekt gilt jedoch in letzter Instanz sogar für die Kapitalisten: Ihr persönliches Wollen spielt gegenüber den Marktgesetzen
keine Rolle. Alle, also Kapitalisten wie Proletarier, müssen sich - bei allerdings durchaus verschiedenen Voraussetzungen - so verhalten, wie es der Kapitalismus als System
von ihnen verlangt, ob sie das nun individuell wollen oder nicht. Der Kapitalismus gilt daher Marx als die vollendete Umkehrung menschlicher Geschichte und menschlicher
Lebensverhältnisse: Die Menschen werden zu Anhängseln, zu Marionetten der von ihnen selbst geschaffenen Verhältnisse.

4 WIRKUNG
4.1 Partei und Revolution
Spätestens ab dem zu Ende gehenden 19. Jahrhundert bezogen sich alle Arbeiterparteien der Welt mehr oder weniger direkt auf das Werk von Marx; die deutsche
Sozialdemokratische Partei vertrat zumindest in ihren theoretischen Positionen sogar noch bis zum Godesberger Programm im Jahr 1959 marxistische Positionen. In der
Praxis hatte sich die SPD jedoch schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom revolutionären Klassenkampf verabschiedet. Ganz anders war die Situation z. B. in Russland:
Trotz einer nur schwach ausgebildeten Arbeiterklasse und einer überwiegend bäuerlichen Bevölkerung propagierte Wladimir I. Lenin in Russland die proletarische
Revolution. Galt Lenin für die einen als der wahre Erbe des Werks von Karl Marx im beginnenden 20. Jahrhundert, war er für die anderen der Erste, der die eigene Politik
ungerechtfertigterweise mit Marx legitimierte. Bereits in dieser Spaltung in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts lassen sich bis heute gültige Positionen zu Karl
Marx festmachen. Denn es besteht kein Zweifel daran, dass die Beschäftigung mit dem Marx'schen Werk durch die gut 70-jährige Existenz kommunistischer Staaten im
Osten Europas im 20. Jahrhundert beeinflusst worden war. Der real existierende Sozialismus in diesen Staaten war für die einen Theoretiker eine Bestätigung des
wissenschaftlichen Ansatzes von Karl Marx: Die Sowjetunion und die ihr nachgeordneten Staaten des Warschauer Paktes galten ihnen als antikapitalistisches Bollwerk und
als Hort des neuen Menschen und seiner neuen Gesellschaftsform.

4.2

Abweichungen

Eine erste dissidente Richtung aus dem real existierenden Sozialismus selbst verbindet sich seit den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts mit dem Namen Lew D. Trotzki.
Ähnlich erging es einige Jahrzehnte später Theoretikern wie György Lukács oder Ernst Bloch. Für viele Theoretiker im Westen, die sich ebenfalls als Marxisten verstanden
bzw. der Theorie von Marx sehr nahe standen, war es dagegen eher so, dass sie sich mit Marx beschäftigten, obwohl es im Osten Europas einen real existierenden

Sozialismus gab. Für sie hatte dieses real existierende Gesellschaftssystem mit den Überlegungen von Marx wenig bis nichts zu tun. Zu den Vertretern dieser Richtung
gehören vor allem die Vertreter der so genannten Frankfurter Schule wie u. a. Theodor W. Adorno, Max Horkheimer und Herbert Marcuse. Jean-Paul Sartre in Frankreich
verstand sich ebenfalls als Theoretiker, der sich auf das Erbe von Marx bezog. Seine Stellung gegenüber der Sowjetunion blieb jedoch zeit seines Lebens ambivalent.

4.3

Renaissance

Speziell in den siebziger Jahren erlebte der Marxismus weltweit eine starke Renaissance. Die überall entstandenen politisch-sozialen Bewegungen, z. B.
Befreiungsbewegungen, setzten sich konstruktiv kritisch mit dem Werk von Marx auseinander. Und die Sozial- und Geisteswissenschaften bezogen einen großen Teil ihrer
neueren theoretischen Ansätze in der Auseinandersetzung mit dem Werk von Marx. Als Beispiel dafür können Disziplinen wie die Soziologie oder die Ethnologie gelten, mit
denen sich wiederum Namen wie Pierre Bourdieu oder Maurice Godelier verbinden, die zu Vertretern des Neomarxismus zu zählen sind.

4.4

Antimarxismus

Eine dritte Position gegenüber dem Werk von Karl Marx darf an dieser Stelle jedoch nicht unterschlagen werden. Diese Position war der Ansicht, dass das, was in den
Staaten des Ostblocks realisiert sei, genau dem entspräche, was Marx gedacht hatte, und gerade deswegen so falsch sei: Aus einer falschen Theorie waren Staaten mit
entsprechend falschen, d. h. menschenverachtenden Verhältnissen entstanden. Seit dem Niedergang dieser kommunistischen Staaten ist der Ansicht der Antimarxisten nach
auch die Beschäftigung mit Marx überflüssig geworden: Er hat sich als falsch erwiesen und darf deswegen als nun endgültig geschichtlich überholt gelten.

4.5

Marktwirtschaft und Marxismus

Warum sind jedoch nicht alle Theoretiker dieser Ansicht? Ihre These lautet: So lange der Kapitalismus existiert, ist die Beschäftigung mit Marx eine zwingende
Voraussetzung dafür, um verstehen zu können, was in unseren kapitalistischen Gesellschaften geschieht: Globalisierung, Arbeitslosigkeit und Umweltverschmutzung sind
nicht zu verstehen ohne Bezug auf die dahinterliegende Produktionsweise namens Kapitalismus. Allerdings beginnt bereits beim Wort Kapitalismus die Auseinandersetzung:
Was bedeutet es, wenn ganz normale Arbeiter und Angestellte Aktienbesitzer werden? Sind sie dann gleichzeitig auch Kapitalisten? Ist die bei uns herrschende
Marktwirtschaft immer und unbedingt mit Kapitalismus gleichzusetzen? Ist die Marktwirtschaft immer sich selbst gleich oder bezeichnet der Begriff ,,soziale Marktwirtschaft"
ein so fundamental anderes Wirtschaftssystem, dass der Begriff des Kapitalismus im Sinne von Marx so gut wie überhaupt nicht mehr adäquat ist? Oder war die Form der
sozialen Markwirtschaft möglicherweise nur eine Epoche innerhalb des Kapitalismus? Ist das Zurückdrängen des sozialen Elements innerhalb der Marktwirtschaft ein Zeichen
dafür, dass sich nichts geändert hat, weil sich systembedingt gar nichts ändern kann? Für diejenigen, die sich immer noch mit Marx beschäftigen, ist diese letzte Frage
allerdings keine Frage, sondern feststehender Ausgangspunkt ihrer Überlegungen.

Verfasst von:
Wolfgang Habermeyer
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