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Bildhauerkunst.

Publié le 06/12/2021

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Bildhauerkunst.
1

EINLEITUNG

Bildhauerkunst, die Kunst des Fertigens dreidimensionaler Körper (Skulpturen, Plastiken) aus festen Stoffen. Sie bildet neben Malerei und Graphik eine der drei klassischen
Gattungen der bildenden Kunst. Unter einer Skulptur (lateinisch sculpere: ,,etwas herausmeißeln, -schnitzen, -schneiden") im engeren Sinn versteht man ein aus Stein
gemeißeltes oder aus Holz und anderen weicheren Materialien geschnitztes Kunstwerk, unter einer Plastik ein modelliertes oder gegossenes Werk (siehe Bauplastik).

2

MATERIAL UND TECHNIKEN

Eine Skulptur kann aus nahezu jedem beliebigen organischen oder anorganischen Material gefertigt werden. Die entsprechenden Verfahren reichen zurück bis in das
Altertum und haben sich bis heute kaum entscheidend verändert. Sie können nach dem angewandten Material wie Stein, Metall, Ton, Elfenbein oder Holz sowie nach der
eingesetzten Bearbeitungstechnik, z. B. Meißeln, Schnitzen, Modellieren oder Gießen, unterschieden werden. Im 20. Jahrhundert wurde die Bildhauerkunst durch neue
Techniken, z. B. Schweißen und Assemblage (Montage), sowie durch neue Materialien enorm bereichert.

2.1

Meißeln

Bei diesem zeitraubenden Verfahren, das mit äußerster Sorgfalt ausgeführt werden muss, nimmt der Künstler überflüssiges Material vom Block weg (d. h. er behaut ihn),
bis die gewünschte Form erreicht ist. Das verwendete Material ist meist hart und schwer, die Gestaltung der Form ist in der Regel eher kompakt und wird von der
Beschaffenheit des Materials bestimmt. Die schmalen Maße des Marmorblockes etwa, den Michelangelo für seinen David (1501-1504, Accademia, Florenz) verwendete,
wirkten sich entscheidend auf die Pose der Figur aus und beschränkten ihre Auswärtsbewegung in den Raum.
Abhängig vom Material und der Bearbeitungsphase, in der sich das Werk befindet, verwendet man unterschiedliche Werkzeuge. Bei einem Steinblock wird die
Grobbearbeitung der Form mitunter von einem assistierenden Künstler ausgeführt. Der Bildhauer fährt dann mit den feineren Schneide- und Meißelvorgängen fort. Je weiter
die Arbeit fortschreitet, desto feinere Werkzeuge kommen zum Einsatz, z. B. Bogenbohrer und Raspeln. Die Endbearbeitung geschieht mit Feinraspeln. Zum Schluss wird
das Stück mit Bimsstein oder Sand poliert und - falls eine hohe Oberflächenglätte erwünscht ist - mit durchsichtiger Patina auf Öl- oder Wachsbasis behandelt.

2.2

Modellieren

Beim Modellieren wird eine Form aus weichem Material erstellt. Dies ermöglicht dem Künstler ein rasches Arbeiten, so dass er auch flüchtige Eindrücke festhalten kann,
ähnlich wie dies ein Maler in einer schnellen Skizze tut. Ton und tonähnliche Stoffe, die gebrannt werden, um Haltbarkeit zu erzielen, werden schon seit dem Altertum zum
Modellieren verwendet.

2.3

Gießen

Eine weitere Möglichkeit, einer modellierten Figur eine dauerhafte Form zu verleihen, besteht darin, sie in Bronze oder einem anderen haltbaren Metall zu gießen. Dabei
kommen zwei verschiedene Gusstechniken zum Einsatz: das Wachsausschmelzverfahren (Cire perdue) und der Sandguss. Beide Verfahren werden seit der Antike
verwendet, wobei das Wachsausschmelzverfahren weiter verbreitet ist. Der Sandguss ist ein kompliziertes Verfahren, bei dem man aus feinem, gebundenem Sand, der mit
einer geringen Menge Lehm vermischt ist, ein positives Modell und eine etwas größere, negative Form des Originals fertigt. In den Zwischenraum zwischen diesen beiden
Formen gießt man geschmolzenes Metall, das dann aushärtet.

2.4

Assemblage und Objektkunst

Diese Techniken haben ihren Ursprung in der Collage, einer Technik der Malerei. Pablo Picasso und Georges Braque schufen dreidimensionale Objekte aus Papier und Resten
anderer Materialien. Solche Objekte wurden als Konstruktionen bezeichnet. Der Begriff Assemblage wurde von dem französischen Maler Jean Dubuffet geprägt. Er
bezeichnete damit seine eigenen Werke, die aus Collagen entstanden.

3

GESCHICHTE

Siehe afrikanische Kunst und Architektur; ägyptische Kunst und Architektur; chinesische Kunst und Architektur; indische Kunst und Architektur; islamische Kunst und
Architektur; japanische Kunst und Architektur; koreanische Kunst und Architektur; Kunst und Architektur Ozeaniens; präkolumbianische Kunst und Architektur

3.1

Prähistorische Bildhauerei

Die frühesten Skulpturen aus Elfenbein, Horn, Knochen oder Stein sind zwischen 27 000 und 32 000 Jahre alt. Zu den Ausgrabungen aus prähistorischen Höhlen zählen
weibliche Figurinen aus Stein, bei denen besonders die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale deutlich herausgearbeitet waren. Diese Figuren gelten als
Darstellungen von Fruchtbarkeitsgöttinnen und werden deshalb als Venus-Figuren bezeichnet. Die berühmte Venus von Willendorf (etwa 30 000 bis 25 000 v. Chr.,
Naturhistorisches Museum, Wien) ist lediglich 11,5 Zentimeter groß und rot bemalt.

3.2

Ägäische Kultur und griechische Antike

Die Bildhauerei der ägäischen Kultur umfasst minoische Statuetten von Göttinnen aus Terrakotta und Elfenbein sowie mykenische Skulpturen wie etwa kleine, aus Elfenbein
geschnitzte Gottheiten. Die Griechen waren Meister der Steinmetzkunst und des Bronzegusses. Zwischen dem 7. und dem 1. Jahrhundert v. Chr. entstanden meist
Monumentalskulpturen, in denen die Darstellung des menschlichen Körpers perfektioniert wurde. Griechische Künstler befreiten die Skulpturen schrittweise von ihrer
Gebundenheit an die Architektur und ihrer schematischen Starre und entwickelten sie bis hin zur Freiplastik, die von allen Seiten betrachtet werden kann. Die
Differenzierung nach Spielbein und Standbein war das wichtigste Gestaltungsmerkmal dieser Plastiken (siehe Kontrapost).
Die berühmtesten Bildhauer dieser Zeit waren Phidias, Polyklet, Praxiteles und Lysipp. Beachtlich sind die architektonischen Skulpturen für den Parthenon auf der Akropolis
von Athen, etwa die Drei Göttinnen aus dem Ostgiebel (Britisches Museum, London), deren Gewänder sich in üppigem Faltenwurf um die liegenden Körper der Figuren
schmiegen. In der hellenistischen Periode (4.-1. Jahrhundert v. Chr.) erhielten die Skulpturen erstmals differenzierte Gesichtszüge und wurden in komplizierten Posen
dargestellt. Die Nike von Samothrake, die geflügelt dargestellte Göttin des Sieges (etwa 190 v. Chr.; Louvre, Paris), ist ein besonders dramatisch gestaltetes Meisterwerk
dieser Epoche. Siehe ägäische Kultur; griechische Kunst und Architektur

3.3

Etruskische und römische Zeit

Die Etrusker besiedelten das Gebiet zwischen Florenz und Rom etwa vom 8. bis zum 3. Jahrhundert v. Chr. Sie schufen lebensgroße Abbildungen von Göttern aus Terrakotta

und Darstellungen menschlicher Körper in ruhenden Positionen als Deckelfiguren von Sarkophagen und Urnen. Gleichzeitig entstanden Bronzeplastiken wie die
Kapitolinische Wölfin (etwa 500 v. Chr., Museo Capitolino, Rom), die später zum Wahrzeichen Roms wurde.
Die Römer waren begeisterte Sammler und Imitatoren griechischer Skulpturen; so verdankt ihnen die heutige Altertumswissenschaft wichtige Erkenntnisse über verloren
gegangene griechische Originalkunstwerke. Ihr Beitrag zur Kunst der Bildhauerei bestand in der realistischen Porträtierung, in der selbst die unscheinbarsten Details von
Gesichtszügen dargestellt wurden. Die Bedeutung historischer Ereignisse für die Römer fand in zahlreichen Freiplastiken und Reliefskulpturen ihren Ausdruck. Zu den
erhaltenen Denkmälern in Rom gehören der Titusbogen (etwa 81 n. Chr.), die Trajanssäule (etwa 106 bis 113 n. Chr.) und das Reiterstandbild des Mark Aurel (um 175
n. Chr.). Siehe etruskische Kultur: Kunst und Architektur; römische Kunst und Architektur

3.4

Frühchristliche Zeit

Die frühesten erhaltenen Beispiele frühchristlicher Bildhauerei stammen aus dem 4. Jahrhundert. Stilistisch entsprechen diese Werke nicht mehr dem klassischen
Schönheitsideal, naturalistische Darstellungen des Körpers treten zurück, so etwa beim marmornen Sarkophag des Junius Bassus (um 359, Grotte Vaticane, Rom), der zehn
biblische Szenen darstellt. Grundsätzlich schmälerte das biblische Verbot von Götzenbildern die Bedeutung der Bildhauerei im Lauf der Jahrhunderte. Anstelle lebensgroßer
Statuen entstanden kleine Skulpturen wie tragbare Altarbilder aus Elfenbein, Diptychen (zwei miteinander verbundene Tafeln aus geschnitztem Elfenbein) und kleine,
emaillierte Urnen im byzantinischen Stil, wie der Limburger Reliquienschrein (Limburg an der Lahn), ein aus dem 10. Jahrhundert stammender, versilberter und emaillierter
Behälter, der mit Edelsteinen besetzt ist. Die Bildhauerei blieb jedoch bis weit ins Mittelalter hinein eine Kunst der Oberflächenverzierung ( siehe frühchristliche Kunst und
Architektur; byzantinische Kunst und Architektur).

3.5

Skandinavische und karolingische Bildhauerei

In Nordeuropa entstanden während des frühen Mittelalters, besonders vom 9. bis zum 12. Jahrhundert, meisterhafte Metallarbeiten und Holzschnitzereien. Bug und Heck
von Wikingerschiffen sowie Schlitten und andere Gegenstände des täglichen Gebrauchs waren ebenso wie die norwegischen Stabkirchen des 11. und 12. Jahrhunderts mit
Holzschnitzereien dekoriert. Dieser Stil verschmolz organische Formen mit abstrakten, wie dies auch in der keltisch-germanischen Kunst der Fall ist.
Aus der karolingischen Bildhauerei sind nur wenige Werke erhalten, trotz des großen Interesses Karls des Großen an der Kunst der Antike. Ein goldener, mit Edelsteinen
besetzter Buchdeckel für das Lindauer Evangeliar, der die Kreuzigung Christi zeigt (um 870, Pierpont Morgan Library, New York), zeugt von eher klassischen als keltischgermanischen Einflüssen.

3.6

Ottonische Bildhauerei

Im Gegensatz zur karolingischen Periode haben sich aus der Zeit der Ottonen (Mitte des 10. bis Anfang des 11. Jahrhunderts), die am Beginn einer eigenständigen
deutschen Kunstentwicklung steht, bedeutende Zeugnisse erhalten. Das lebensgroße, in Holz geschnitzte Gerokreuz im Kölner Dom stellt auf eindrucksvolle Weise das
Leiden Christi dar. Bischof Bernward von Hildesheim (ein bedeutender Kunstmäzen der damaligen Zeit) gab zwei Bronzetüren mit einer in 16 Tafeln gegliederten
Hochreliefdarstellung des Sündenfalls und der Erlösung in Auftrag (um 1015, Hildesheimer Dom).

3.7

Romanik

In der romanischen Kunst (um 950 bis 1200) entstanden erneut Monumentalskulpturen aus Stein, die seit dem Altertum praktisch verschwunden waren. Sie standen in der
Regel in engem Zusammenhang mit der Architektur, waren starr und häufig von formelhafter Strenge. Bevorzugtes Thema war das Jüngste Gericht, bei dem Engel und
Dämonen mit teilweise lebendiger Mimik porträtiert wurden. Siehe romanische Kunst und Architektur

3.8

Gotik

In der Gotik entstanden vor allem in Frankreich, Deutschland und Italien bemerkenswerte Bildhauerarbeiten. Wie in der Romanik waren diese eng an die Architektur
gebunden, obwohl man auch eigenständige Plastiken für Sarkophage, Kanzeln und andere Teile von Kircheneinrichtungen schuf.

3.8.1

Frankreich

Die Kathedrale von Chartres veranschaulicht beispielhaft die Entwicklung des gotischen Stiles. Das Westportal, das als Erstes erbaut wurde (Mitte des 12. Jahrhunderts),
beherbergt Säulenfiguren mit schematisierten Gewändern und gleichförmigen Gesichtszügen. Die späteren Portale am Nord- und Südquerschiff zeigen eine differenzierte
Gestaltung von Gesichtern und Gewändern. Zu den Werken des flämischen Bildhauers Claus Sluter, der in Dijon für den Herzog von Burgund tätig war, gehört der
Mosesbrunnen aus Stein (1395-1403; Kartause von Champmol, bei Dijon), der Moses und andere Propheten darstellt. Er ist einzigartig wegen der realistischen Darstellung
von anatomischen Details und von unterschiedlichen Geweben von Gewändern.

3.8.2

Deutschland

Für die gotische Skulptur in Deutschland ist die besondere emotionale Intensität charakteristisch. Dieses Pathos kommt z. B. im Lettner (Schranke oder Trennwand zwischen
Chor und Mittelschiff) des Naumburger Doms zum Ausdruck, der die Kreuzigung Christi und den Judaskuss darstellt.

3.8.3

Italien

In der italienischen Gotik hatten sich Einflüsse der römischen Antike erhalten. Mitte des 13. Jahrhunderts etwa schuf Nicola Pisano eine Marmorkanzel für das Baptisterium
des Domes von Pisa, mit der er über das Vorbild antiker Sarkophage zu einem eigenen Stil fand.

3.9

Italienische Renaissance

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts erwachte sowohl bei Gelehrten als auch bei Künstlern in Italien das Interesse für die klassische Vergangenheit. Dies leitete die Epoche der
Renaissance ein, der Wiedergeburt der klassischen Kultur (siehe Kunst und Architektur der Renaissance).
Lorenzo Ghiberti goss zwei Flügel der heutigen Nordtüre des Baptisteriums in Florenz in Bronze. Die so genannte Paradiestür (1425-1452) zeugt von einer meisterhaften
Beherrschung der Gesetze der Perspektive, die erst kurz zuvor mathematisch definiert worden waren. Es bestand auch eine große Nachfrage nach monumentalen, frei
stehenden Skulpturen, und Ghiberti, Nanni di Banco und Donatello schufen Monumentalskulpturen von Heiligen, welche die Nischen im Mauerwerk von Or San Michele, dem
Oratorium der Zünfte in Florenz, ausfüllten.
Außerhalb von Florenz war der bemerkenswerteste Bildhauer der frühen Renaissance Jacopo della Quercia aus Siena. In die Gestaltung der marmornen Relieftafeln
Erschaffung Adams, Versuchung Christi und Vertreibung aus dem Paradies (1425-1438) für das Hauptportal von San Petronio in Bologna flossen seine genauen Kenntnisse
der antiken Kunst ein. Der Körper Adams ist athletisch idealisiert, Körper und Pose Evas basieren auf dem Typus der Venus pudica, der schamhaften Venus.

Als überragendes Genie der Bildhauerkunst nicht nur im Italien des 16. Jahrhunderts, sondern vielleicht aller Zeiten gilt Michelangelo. Seine Begabung zeigte sich schon
früh, als er mit knapp 20 Jahren seine Pieta (1498-1500, Peterskirche in Rom) und den heroischen, überlebensgroßen David schuf, eine der bedeutendsten
Monumentalskulpturen der Hochrenaissance.

3.10

Manierismus

Der Manierismus, der aus der Komplexität, Verzerrung und Künstlichkeit eine Tugend machte, hatte seine Wurzeln in der Spätrenaissance.

3.10.1

Italien

Zu den herausragenden Bildhauern des italienischen Manierismus gehören Benvenuto Cellini, Francesco Primaticcio und Giambologna. Der Schule von Fontainebleau, einer
Künstlergruppe, die für den französischen Hof arbeitete, gehörte auch Primaticcio an, dessen komplizierte Stuckaturen (um 1535) die Räume von Schloss Fontainebleau
zieren. Giambologna, ein italienischer Künstler flämischer Herkunft, war Ende des 16. Jahrhunderts der wichtigste in Florenz tätige Bildhauer. Zu seinen Hauptwerken gehört
Der Raub der Sabinerinnen (1579-1583, Loggia dei Lanzi, Florenz), eine überlebensgroße Marmorgruppe aus drei Figuren, die sich in die Höhe winden und in ihrer
dramatischen Allansichtigkeit das manieristische Ideal der Figura serpentinata vollendet zum Ausdruck bringen.

3.10.2

Frankreich

Die Bildhauer im Frankreich des 16. Jahrhunderts waren stark vom Manierismus der Schule von Fontainebleau beeinflusst. Jean Goujon, der ebenso wie Germain Pilon
zahlreiche Grabskulpturen schuf, wurde besonders durch seine Reliefs mit Darstellungen anmutiger Wassernymphen für die Fontaine des Innocents (1548/49, Louvre, Paris)
bekannt.

3.11

Barock und Rokoko

Die Zeit des Barock ist durch eine intensive Dynamik in der Inszenierung von Räumen gekennzeichnet. Der kleinformige, dekorative Stil, der sich zu Beginn des
18. Jahrhunderts durchsetzte und in Frankreich entstand, wird als Rokoko bezeichnet.

3.11.1

Italien

Der Maler und Bildhauer Gian Lorenzo Bernini war der herausragende Repräsentant der italienischen Barockskulptur. Berninis Werke sind hochdramatisch, die Tiefe ihres
emotionalen Ausdrucks entsprach dem leidenschaftlichen Geist der Gegenreformation. Alle Werke Berninis zeichnen sich durch ein intensives Wechselspiel von Licht,
Schatten und Bewegung aus. Seine Skulptur Apoll und Daphne (1622-1624, Galleria Borghese, Rom) beweist seine technische Virtuosität bei der Bearbeitung von Marmor.
Sein bedeutendstes Werk der religiösen Plastik ist die Cappella Cornaro in Santa Maria della Vittoria in Rom mit der spektakulären Verzückung der heiligen Teresa von Avila
(1645-1652).

3.11.2

Frankreich und Deutschland

Die führenden Barockbildhauer Frankreichs waren François Girardon, der zahlreiche Gartenskulpturen für das Schloss von Versailles schuf, sowie Antoine Coysevox und
Pierre Puget, die beide von Bernini beeinflusst waren. Pugets wichtigste Werke waren ein Portal für das Rathaus in Toulon (1656) und die Marmorskulptur Milon von Kroton
(1671-1683, Louvre, Paris). Puget wiederum inspirierte die französischen Rokoko-Bildhauer des 18. Jahrhunderts Étienne Maurice Falconet, Jean Baptiste Pigalle und
Clodion (Claude Michel).
In Deutschland spiegelten besonders die farbenprächtigen Werke der Gebrüder Egid Quirin und Cosmas Damian Asam den theatralischen Gestus des Rokoko wider. Die
Gestaltung der Kirche Johann Nepomuk in München (,,Asamkirche", 1733-1746) gilt als ihre bedeutendste Arbeit.

3.12

Klassizismus

Der Klassizismus des 18. Jahrhunderts wurde durch das Interesse an archäologischen Ausgrabungen in Italien und anderen Regionen des Mittelmeerraumes genährt. Eine
wichtige Rolle spielte auch der Essay Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst des deutschen Archäologen und
Kunstschriftstellers Johann Joachim Winckelmann, der darin die Bildhauer des griechischen Altertums rühmte. Ein im 18. Jahrhundert beliebtes antikes Werk war der Apollo
Belvedere (römische Kopie des griechischen Originals, spätes 4. Jahrhundert v. Chr., Vatikanische Museen, Rom), der Antonio Canova für seine Marmorskulptur Perseus mit
dem Haupt der Medusa (1801, Metropolitan Museum of Art, New York) als Vorbild diente.
Bertel Thorvaldsen, ein in Rom ansässiger dänischer Bildhauer, schulte seinen Stil an römischen Kopien antiker griechischer Skulpturen. Obwohl der Name des Schweden
Johan Tobias Sergel jenseits der Grenzen seines Heimatlandes kaum bekannt ist, gilt er als exzellenter Bildhauer des späten 18. Jahrhunderts, der klassizistische Inhalte mit
barocker Dynamik verschmolz, etwa in seinen Skulpturen Faun (1770-1774) und Mars und Venus (1804), beide im Nationalmuseum in Stockholm zu sehen.
Der bedeutendste Vertreter des englischen Klassizismus ist John Flaxman, der neben monumentalen Grabmalen fein modellierte Plastiken und Reliefs schuf.
Auch der französische Bildhauer Jean Antoine Houdon ließ in seine Werke, wie die lebensgroße Marmorstatue George Washington (1788-1792, State Capitol, Richmond,
Virginia) und seine Diana (1777, Louvre, Paris), klassizistische Elemente einfließen, obgleich sie in ihrer Naturnähe und Lebendigkeit häufig über deren Grenzen
hinausgehen.

3.13

Romantik

In der Romantik, einer Hauptströmung der Kunst des 19. Jahrhunderts, lösten sich die Bildhauer von den Modellen der Vergangenheit. Vertreter der romantischen Plastik in
Frankreich waren François Rude, Antoine-Louis Barye und Jean Baptiste Carpeaux. Rude ist für seine bewegenden Monumentalskulpturen auf dem Pariser Arc de Triomphe
berühmt, besonders für den Auszug der Freiwilligen 1792, auch La Marseillaise genannt, geschaffen 1833 bis 1836.
Der wichtigste Bildhauer des 19. Jahrhunderts, dessen Werk am Beginn der modernen Plastik steht, der bedeutendste seit Bernini, war der französische Impressionist
Auguste Rodin. Zu seinen bedeutenden Werken, die häufig fragmentarisch belassen und durch ein virtuoses Spiel von Licht und Schatten auf der Oberfläche gekennzeichnet
sind, gehören Der Denker (1880), Der Kuß (1886) und das monumentale, vom französischen Staat in Auftrag gegebene Höllentor (begonnen 1880), das unvollendet blieb.
Rodins Schüler und Assistent Antoine Bourdelle verstand es in seinen Bronzeskulpturen, wie dem Großen Krieger von Montauban (1888, Hirshhorn Museum,
Washington D.C.), einen Eindruck von Kraft und Masse zu vermitteln.
In den USA benutzten Bildhauer wie William Rimmer, Augustus Saint-Gaudens und Daniel Chester French Stilelemente der Romantik für ihre allegorischen Skulpturen.
Rimmers Sterbender Zentaur (1871, Museum of Fine Arts, Boston, Massachusetts), Saint-Gaudens' Adams-Memorial (1886-1891, Rock Creek Cemetery, Washington D.C.)
und Frenchs Der Engel des Todes und der Bildhauer (1891/92, Forest Hills Cemetery, Roxbury, Massachusetts) sind die wichtigsten Zeugnisse der amerikanischen Romantik.

3.14

Die europäische Bildhauerei des 20. Jahrhunderts

Der Großteil der Bildhauerei des 20. Jahrhunderts unterscheidet sich in Inhalt und Form drastisch von ihren Vorläufern. Oft verlief die Entwicklung parallel zur Malerei, so
etwa im Kubismus, Futurismus, Konstruktivismus, Dadaismus und Surrealismus. Starken Einfluss auf die europäische Bildhauerei des beginnenden 20. Jahrhunderts übte
neben der Kunst der Antike die Plastik Afrikas und Ozeaniens aus, die damals erstmals in den Völkerkundemuseen Deutschlands und Frankreichs ausgestellt wurde.

3.14.1

Biomorphe und ,,Primitive"

Constantin Brancusi, ein gebürtiger Rumäne, kam 1902 nach Paris. Werke wie Ancient Figure (1908, Art Institute of Chicago, Illinois) und Der Kuß (1908, Philadelphia
Museum of Art, Pennsylvania) bezeugen seine Bewunderung für die antike und die ,,primitive Kunst". Brancusis Reduzierung der Formen auf das Wesentliche und seine
Fähigkeit, die inhärente Schönheit aller Materialien zur Geltung zu bringen, sei es Holz, Stein oder Metall, hatte einen starken Einfluss auf die Bildhauer des
20. Jahrhunderts. Auch der Italiener Amedeo Modigliani kam nach Paris und studierte hier, inspiriert von Brancusi, kykladische und ,,primitive Kunst". Zwischen 1909 und
1914 schuf er verschiedene Kalksteinfiguren, etwa den Frauenkopf (1912, Centre Georges Pompidou, Paris), der von der kykladischen Bildhauerei inspiriert war und
wiederum den Stil seiner Malerei prägte.

3.14.2

Kubismus

Die afrikanische Kunst spielte eine entscheidende Rolle in der Entwicklung des Kubismus durch Georges Braque und Pablo Picasso. Picasso fertigte 1907 mehrere
Holzarbeiten, die direkt von der afrikanischen Maskenschnitzerei beeinflusst waren. In den Jahren darauf schuf er zahlreiche Skulpturen und Objekte, die ebenfalls dem
Kubismus zugerechnet werden, z. B. eine Gitarre (1912, Museum of Modern Art, New York) aus Pappe, Leim und Schnüren sowie Weinglas und Würfel (1914, im Besitz der
Familie des Künstlers).

3.14.3

Nachfolger der Kubisten

Während der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts prägte der Kubismus die Arbeit zahlreicher in Paris lebender Bildhauer, darunter Raymond Duchamp-Villon, Alexander
Archipenko und Jacques Lipchitz. Sie schufen Skulpturen, bei denen die Betonung auf den Ebenen im Raum lag, so etwa in Lipchitz' Matrose mit Gitarre (1914, im Besitz der
Familie des Künstlers).

3.14.4

Konstruktivismus

Der Konstruktivismus betont die Dynamik des Raumes. Sein Begründer, der Russe Wladimir Tatlin, wurde anfänglich durch die Kunst Picassos inspiriert. Tatlin war durch
sein spiralig gewundenes Holzmodell für das Monument der III. Internationale (1919/20, nicht vollendet, Russische Staatsmuseen, Sankt Petersburg) bekannt geworden.
Zur gleichen Zeit schufen auch die Brüder Naum Gabo und Antoine Pevsner in Russland konstruktivistische Skulpturen. Ihre avantgardistische Kunst jedoch erregte das
Missfallen des kommunistischen Regimes, so dass sie schließlich emigrieren mussten.

3.14.5

Dadaismus und Surrealismus

Der französische Dadaist Marcel Duchamp (1887-1964) stellte das traditionelle Kunstverständnis radikal in Frage, indem er Alltagsgegenstände unter der Bezeichnung
,,Ready-mades" als Skulpturen oder Kunstobjekte deklarierte. Gegenstände wie ein Flaschengestell, eine Schneeschaufel oder ein Urinal wurden so zu Kunstobjekten. Die
dadaistische Betonung des Zufälligen und Unbeabsichtigten im Prozess der Kunstschöpfung sollte später besonders die surrealistische Bewegung stark beeinflussen.
Der französische Künstler Hans Arp wurde durch seine abstrakten Rundplastiken bekannt: biomorphe Formen, die er als Concretions bezeichnete. Der deutschstämmige Max
Ernst war wie Arp ein Pionier des Dadaismus und des Surrealismus. Sein Lunar Asparagus (1935, Museum of Modern Art, New York), eine Gipsplastik, stellt zwei längliche,
schlanke, pflanzenähnliche Figuren dar. Der Schweizer Bildhauer Alberto Giacometti verlieh seinen Phantasien in Werken wie der Konstruktion Palast um vier Uhr morgens
(1932/33) und der Bronzeplastik Frau mit durchschnittener Kehle (1932; beide im Museum of Modern Art, New York) Ausdruck. Ebenfalls mit dem Dadaismus befasste sich
der in Amerika geborene Man Ray, der häufig mit Duchamp zusammenarbeitete. Ein faszinierendes Beispiel seines Schaffens ist das Object to Be Destroyed (1923, 1957
zerstört), ein Metronom mit pendelndem Zeiger, an dem die Photographie eines Auges angebracht ist.

3.14.6

Futurismus

Eine weitere Strömung in der avantgardistischen Bildhauerei des frühen 20. Jahrhunderts war der Futurismus, der sich in Italien entwickelt hatte und der sich mit der
simultanen Darstellung von Bewegungsabläufen befasste. Einer der Hauptvertreter dieser Richtung, Umberto Boccioni, schuf originelle Bronzeplastiken, wie etwa
Entwicklung einer Flasche im Raum (1912) und Kontinuierliche Formen im Raum (1913, beide im Museum of Modern Art, New York).

3.14.7

Gegenständliche Bildhauerei

Trotz der zahlreichen neuen Strömungen arbeiteten viele europäische Bildhauer des frühen 20. Jahrhunderts weiterhin im Bereich der gegenständlichen Darstellung. In
Frankreich erreichte Aristide Maillol mit seinen eindrucksvollen weiblichen Bronzeskulpturen, wie dem Torso Gefesselte Aktion (1906, Musée National d'Art Moderne, Paris),
Perfektion in der Darstellung des Gleichgewichts zwischen Spannung und Entspannung. Wie Maillol diente auch dem in Frankreich geborenen Gaston Lachaise, der später in
die USA emigrierte, der weibliche Körper als bevorzugtes Motiv. Trotz der enormen Ausmaße der Torsi verlieh Lachaise ihnen ausgewogene Proportionen. Auch der
französische Maler Henri Matisse schuf mehrere Serien gegenständlicher Bronzeplastiken.
In Deutschland fertigte Wilhelm Lehmbruck entmaterialisiert wirkende, längliche Figuren, die Introversion und ein Gefühl der Resignation vermittelten. Der
expressionistische Bildhauer Ernst Barlach dagegen wählte zur Gestaltung des von ihm bevorzugten Themas der gedemütigten, leidenden Kreatur einfachere,
monumentalere Formen. Die führenden skandinavischen Bildhauer dieser Epoche waren der Schwede Carl Milles und der Norweger Gustav Vigeland. Beide schufen
allegorische Figuren für Brunnen und andere öffentliche Monumente in ihren Heimatländern. Der in Paris ausgebildete Elie Nadelman emigrierte in die USA, wo er
gegenständliche Bronzeplastiken mit glatten Konturen und einfachen Formen schuf, z. B. Man in the Open Air (etwa 1915, Museum of Modern Art, New York). Der in den
USA geborene, in London lebende Sir Jacob Epstein war bekannt für seine gegenständlichen Bronzeporträts mit rauen, zerfurchten Oberflächen.
Der wichtigste britische Bildhauer von internationalem Rang im 20. Jahrhundert war Henry Moore. Sein Frühwerk wurde besonders von der ,,primitiven" afrikanischen und
der präkolumbianischen Skulptur beeinflusst. Ein Motiv, das Moore ein Leben lang bearbeitete, war die liegende weibliche Figur. Viele seiner Monumentalwerke sind im
Freien ausgestellt. Auch seine Schülerin Barbara Hepworth arbeitete in der Regel mit abstrakten, organischen Formen.

3.15

Amerikanische Bildhauerei des 20. Jahrhunderts

Die amerikanische Bildhauerei der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kann im Gegensatz zur europäischen nicht eindeutig in Stilrichtungen unterteilt werden. In der zweiten

Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden jedoch zahlreiche neue Bewegungen, die meist neue Materialien verwendeten.

3.15.1

Figürliche Bildhauerei

Viele amerikanische Bildhauer des frühen 20. Jahrhunderts bedienten sich eines eher akademischen Stils. Interessant lediglich als Ausdruck des damaligen Zeitgeistes,
konnten die meisten ihrer Werke die Kunst der Bildhauerei weder formal noch technisch weiterbringen. Traditionelle Prinzipien fanden vor allem bei Malvina Hoffman,
George Grey Barnard, William Zorach, Paul Manship, John B. Flannagan, Mahonri M. Young, Gertrude Vanderbilt Whitney und Jo Davidson Anwendung.

3.15.2

Abstrakte Skulptur

In den dreißiger Jahren, als die amerikanischen Künstler mit zeitgenössischen europäischen Werken in Kontakt kamen, begann man auch in den USA, abstraktere Formen
zu erkunden. Alexander Calder bespielsweise wurde von dem holländischen Maler Piet Mondrian zu abstrakten Skulpturen inspiriert, die er in Primärfarben bemalte. Calder
machte sich weltweit einen Namen durch seine Mobiles und ,,Stabiles", statische Metallplastiken aus geformtem Draht. Inspiriert durch Bilder von geschweißten Skulpturen
Picassos und Julio González' schuf David Smith Objekte aus geschweißtem Eisen, etwa Hudson River Landscape (1951, Whitney Museum of American Art, New York).
In den dreißiger Jahren entwickelte der surrealistische Objektkünstler Joseph Cornell dreidimensionale, verglaste oder mit Spiegeln verschlossene Kästen, rätselhafte
Assemblagen mit verschiedensten Gegenständen. Louise Nevelsons große, monochrome, abstrakte Konstruktionen waren als Installationen konzipiert. Auch sie bestanden
aus Gebrauchsgegenständen, meist weggeworfenen Möbelteilen in kastenförmigen Holzrahmen. Isamu Noguchi schuf elegante Werke, welche die europäische Abstraktion
mit traditionellen Formen Japans verbanden.
Weitere Bildhauer der abstrakten Richtung waren Richard Lippold mit seinen hängenden Konstruktionen aus Draht und Metall und Harry Bertoia, der dünne Stahlstangen so
zusammenfügte, dass sie in Schwingung gerieten. Theodore Roszak fertigte freie Konstruktionen aus Stahl, der mit anderen Metallen verlötet war, z. B. Thorn Blossom
(1948, Whitney Museum of American Art, New York). Herbert Ferber, der vom Abstrakten Expressionismus beeinflusst war, schuf eine große Metallkonstruktion, And the
Bush Was Not Consumed (1951), für die Fassade der B'nai-Israel-Synagoge in Millburn im US-Bundesstaat New Jersey. Seymour Lipton fertigte biomorphe Skulpturen aus
gelöteten Metallblechen, etwa Jungle Bloom (1954, Yale University Art Gallery, New Haven, Connecticut).

3.15.3

Assemblagen und Schrott-Skulpturen

Zahlreiche Werke im abstrakten und im figürlichen Stil entstanden durch die Technik der Assemblage, bei der Schrott, Trödel und gefundene Gegenstände verwendet
werden. Oft stellte der Künstler ein ganzes Environment zusammen, in dem sich der Betrachter bewegen konnte. Schrott wurde erstmals von den Dadaisten im frühen
20. Jahrhundert eingesetzt und war in den sechziger Jahren Ausgangsmaterial für Skulpturen von Künstlern wie Richard Stankiewicz. Im Zuge der Pop-Art schufen in den
sechziger Jahren Künstler wie Robert Rauschenberg, Jasper Johns, George Segal, Marisol Escobar, Red Grooms, Claes Oldenburg, Edward Kienholz und Lucas Samaras
Plastiken und Objekte, die eine Trivialisierung und Profanisierung der Gattung demonstrieren.
Rauschenberg führte die so genannten Combine-Paintings ein, in denen er Schrott und gefundene Objekte auf eine Leinwand montierte. Monogram (1955-1959, Moderna
Museet, Stockholm) beispielsweise ist eine Konstruktion aus einer ausgestopften Angoraziege, einem Autoreifen, einem Tennisball und aufgehängten Holztüren, die im Stil
des Abstrakten Expressionismus bemalt sind. Johns, ein Anhänger Duchamps, schuf u. a. eine Skulptur aus in Bronze gegossenen Bierdosen, Painted Bronze (1960, in
Privatbesitz). Grooms baute riesige Environment-Konstruktionen, wie Ruckus Manhattan (1975/76, Marlborough Gallery, New York). Oldenburg bildete Lebensmittel in
bemaltem Gips nach und schuf witzige Pop-Art-Objekte wie Dual Hamburger (1962, Museum of Modern Art, New York).
Kienholz' Kompositionen aus verschiedenen Materialien, wie The State Hospital (1964-1966, Moderna Museet, Stockholm) mit der Darstellung bettlägeriger Patienten,
lenken die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die hässlichen Seiten der modernen Gesellschaft. Auch Samaras konstruierte beunruhigende, aber dennoch visuell
bezwingende Werke, z. B. The Chair (1965, Smart Gallery, University of Chicago, Illinois), das auf bedrohliche Weise von Tausenden von Stecknadelköpfen übersät ist. Ein
späterer Vertreter dieser Richtung war Duane Hanson, dessen hyperrealistische Figuren aus Fiberglas und Polyester banale Lebenssituationen typenhaft und auf eine
unheimliche Weise widerspiegeln.

3.15.4

Earthworks

Ende der sechziger Jahre befassten sich eine Reihe amerikanischer Bildhauer mit den so genannten Earthworks, Raumskulpturen in natürlicher Umgebung. Hierzu gehörten
Robert Morris, Michael Heizer und Robert Smithson. Sie alle gaben die Arbeit im Studio auf, um in der Natur geologische Strukturen und Mineralien zu erkunden. Ein
eindrucksvolles Projekt dieser Richtung war Smithsons Spiral Jetty, eine 4,6 Meter dicke Spirale aus Fels, Salzkristallen, Erde und Algen, die 457 Meter weit in den Great
Salt Lake (US-Bundesstaat Utah) hineinreichte. Dieses Werk wurde 1970 fertig gestellt, ist heute jedoch nicht mehr sichtbar, da es auf natürliche Weise vom Wasser
überflutet wurde.

3.16

Tendenzen der Gegenwart

Seit den sechziger Jahren verwenden Bildhauer eine Vielzahl von Materialien, Medien und Stilen. Der Engländer Anthony Caro z. B. baut kraftvolle Metallkonstruktionen, die
in der Regel um eine horizontale Achse zentriert sind. Zu den amerikanischen Künstlern, die Monumentalskulpturen aus Metall fertigen, gehören George Rickey mit seinen
komplizierten Strukturen aus rostfreiem Stahl, die sich im Wind bewegen, und Richard Serra, der enorme Freiluftstrukturen aus Stahl baut, etwa den 61 Meter hohen St.
John's Rotary Arc (1980) an der Ausfahrt des Holland-Tunnels unter dem Hudson River. Skulpturen aus künstlichem Licht stammen von der amerikanischen Bildhauerin
Chryssa, die mit Neonröhren arbeitet, und Dan Flavin, der leere Räume durch den Einsatz von Leuchtstoffröhren definiert.
Andere amerikanische Künstler, etwa Donald Judd und Sol LeWitt, gestalten Kunstwerke durch die mehrmalige Verwendung gleicher Einheiten mit standardisierten
Dimensionen in absoluter Symmetrie. Judd, ein Minimalist, arbeitet mit massiven Formen, wie in Untitled (1965, Musée National d'Art Moderne, Paris). LeWitt, ein Pionier
der konzeptionellen Kunst, fertigt würfelförmige Leerräume, die durch schlanke Aluminiumkonturen definiert werden, z. B. in Nine-Part Modular Cube (1977, Art Institute of
Chicago, Illinois). Die Conceptart (auch Conceptual art oder Konzeptkunst), eine der Hauptströmungen in den siebziger Jahren, war stark von den Werken und
Abhandlungen Duchamps beeinflusst. Ihr Ziel war es, losgelöst vom materiellen Kunstwerk, die Ideen des Künstlers als geistiges Konzept in den Vordergrund zu stellen. So
löste sich diese Kunstform oft ganz von der körperlichen Darstellung konkreter Objekte und entwickelte sich zur Performanceart, der Aktionskunst. Der einflussreichste
Konzeptkünstler der Gegenwart war Joseph Beuys, der in seinen Kunstobjekten und öffentlichen Aktionen die deutsche Nachkriegsgesellschaft kommentierte.
In den achtziger Jahren begannen sich die Bildhauer von der Strenge und Kargheit des Minimalismus und des Konzeptualismus abzuwenden. Organische und exzentrische
Formen tauchten wieder auf und leiteten eine Strömung der Bildhauerei ein, die als Postmoderne oder Post-Minimalismus bezeichnet wird. Gegenständliche Motive sind
beispielsweise in den einfachen, kleinen Kunstwerken von Joel Shapiro zu finden.
Siehe Volkskunst; Bildhauerzeichnung
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